Russische Visitenkarte
UNI MOZARTEUM / OLGA SCHEPS
08/11/11 Das 14. Europäische Jugend Musikfestival Passau hat kürzlich eine Sendbotin auch nach Salzburg entsandt: die russische Pianistin Olga Scheps.
Von Horst Reischenböck
Die 25jährige Olga Scheps wurde in Moskau geboren, sie ist jetzt Studentin bei Pavel Gililov an der Musikhochschule Köln und wurde auch von Alfred Brendel mit künstlerischen Impulsen versorgt. Im Vorjahr ist sie als beste Nachwuchskünstlerin mit einem Echo Klassik-Preis ausgezeichnet worden.
Aus ihrer zweiten CD, „Russian Album“, ließ sie kürzlich im übervollen Solitär der Universität Mozarteum unter anderem zwei Walzer aus Pjotr Iljitsch Tschaikowskys Opus 51 hören, jeweils zart in den Klangfarben angestimmt, dennoch aber gleichzeitig distanzierend die nötige Contenance gegenüber einem Zuviel an Emotion bewahrend. Auch der Virtuosität in Mili Balakirews „Lerche“ trug sie Rechnung, genauso wie gleich nach der Pause im weit breiter ausufernden Walzer Nr. 11 in As-Dur op. 38 von Aleksandr Skrjabin.
Der erste Hauptteil war Sergej Rachmaninow zugedacht. Vorerst mit zweien seiner Préludes aus Opus 23: der gleichmäßige Triolen in der linken Hand fordernden Nr. 4 in D-Dur und der unmittelbar benachbarten Nr. 5 in g-Moll. Deren Alla marcia-Attacke stanzte Olga Scheps durchaus achtbar aus dem Steinway: Sie ließ auch die Lyrismen im Mittelteil aufblühen, um sich etwas zögerlich dann erst wieder dem federnden Rhythmus hin zu geben.
Rachmaninows Zwanzig Variationen über ein Thema von Corelli op. 42, entstanden 1931 in der Schweiz. Er ahnte nicht, dass sich Corelli seinerseits auf den im Barock geläufigen und oft variierten Gassenhauer „La Folia“ bezog. Olga Scheps‘ Deutung wirkte nicht in allen Details restlos schlüssig. Dafür brillierte sie zuletzt technisch in den hämmernden Ecksätzen Allegro inquieto und Precipitato von Sergej Prokofjews B-Dur-Sonate op. 83, wofür die junge Künstlerin entsprechend bejubelt wurde.