Zwiespältig
KULTURTAGE / PHILHARMONIE DER NATIONEN
20/10/11 Diese drei Tage werden als ein Höhepunkt der Kulturtage gehandelt: Der Auftritt des ehemaligen pianistischen Sunnyboys Justus Frantz mit seiner Philharmonie der Nationen im Großen Festspielhaus. Der letztendlich stürmisch bejubelte Auftakt am Mittwoch (19. 10.) gestaltete sich aber eher janusköpfig.
Von Horst Reischenböck
Justus Frantz eignet ein Faible für die Romantik: In Antonin Dvo?áks „Siebter“ Sinfonie entfachte er als Dirigent ein leidenschaftliches Feuerwerk - ganz unter Verzicht auf Larmoyanz ließ er die schroffe Dramatik auskosten. Unterstützt wurde er darin vor allem von den klangvoll musizierenden Holzbläser. Das gilt besonders für das liedhafte Poco Adagio, das an Brahms erinnert, bis hinein in die Vorwegnahme der „Symphonie Aus der Neuen Welt“ durch die Solooboe. Aufregend die Rubati, mit denen Frantz das fulminante Scherzo in Schwung setzte, und der emotional kämpferische Sturm des Finales, das - gar nicht besonders strahlend - einem Pyrrhussieg entgegen zudrängen scheint.
Mit zwei elektrisierend aufgeladen „Slawischen Tänzen“ war die Welt für alle Anwesenden dann vollends in Ordnung. Wie schon vor der Pause, als Justus Frantz sich als Pianist im Alleingang mit einer Zugabe verträumt Fréderic Chopin ergab.
Da wunderte es im Nachhinein umso mehr, wie zuvor der Steinway unter seinen Händen irritierend ruppig geklungen hatte: Wolfgang Amadeus Mozart nach Salzburg zu tragen, stellt heutzutage eine mehr denn je eine nicht zu unterschätzende Herausforderung dar.
Das letzte große Klavierkonzert Mozarts, das Konzert Nr. 25 C-Dur KV 503, hätte Justus Frantz besser doch nicht als Solist und Dirigent in Personalunion vom Flügel aus leiten sollen. Allzu vieles in den überbordenden freien Ausschmückung des Soloparts (mit denen Justus Frantz sogar einen Friedrich Gulda in den Schatten zu stellen scheint) bewegte sich in Regionen verhaspelnder Unschärfe. Der Mittelsatz dagegen war so langsam genommen, das eher von Stillstand, als von einem „gehenden“ Andante die Rede sein könnte.