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Viel mehr als Xylophon-Klappern

HINTERGRUND / 50 JAHRE ORFF-INSTITUT

07/07/11 "Elementare Musik ist nie Musik allein, sie ist mit Bewegung, Tanz und Sprache verbunden." Das sagte Carl Orff 1963. Damals hat das zwei Jahre zuvor an der damaligen Musikakademie Mozarteum gegründete Orff-Institut sein Gebäude neben dem Schloss Frohnburg an der Hellbrunner Allee bezogen.

altHeute, Donnerstag (7.7.) hat in Salzburg das viertägige "Symposion Orff Schulwerk" begonnen. Das Jubiläum "Fünfzig Jahre Orff-Institut" an der Universität Mozarteum ist der Anlass.

Die Gründung des Orff-Instituts 1961 war das Ergebnis einer fast vierzigjährigen Entwicklung: die Arbeit an der heute schon legendären Günther-Schule, die erste Fassung des Schulwerks für Erwachsene, später die Erprobung mit Kindergruppen am Bayerischen Rundfunk, die Publikationen der Reihe „Orff-Schulwerk - Musik für Kinder“ und die ersten Kurse am Mozarteum.

Zwischen 1923 und 1944 bildete die Günther-Schule für Tanz und Gymnastik in München das ideale Experimentierfeld für Orff und seine künstlerische und pädagogische Vision einer Verbindung von Musik, Tanz und Sprache. Im Bayerischen Rundfunk begann man 1948 mit dem Ausstrahlen von Schulfunksendungen, 1956 dann auch die Fernsehprogramme, die einen großen Einfluss auf die Verbreitung des Orff-Schulwerks hatten und über Jahrzehnte fortgeführt wurden. Zielgruppe waren nun Kinder. In diese Sendungen sind die Publikationen „Orff-Schulwerk – altMusik für Kinder“ eingeflossen „Die in den fünf Bänden enthaltenen Texte, Lieder und Instrumentalstücke sind Modelle, die Kinder und Lehrer zum Spielen, Singen und Tanzen herausfordern, aber auch zum eigenen Improvisieren und Gestalten führen sollen.“ So Carl Orff und Gunild Keetman über dieses entscheidende musikpädagogische Materialwerk.

An der damaligen Akademie Mozarteum wurden schon 1949 unter der Leitung von Gunild Keetman Orff-Schulwerkgruppen für Kinder geführt, bald auch Seminarunterricht für Studierende, die nach einem komplexeren Rahmen verlangten. So wurde 1961 das Orff-Institut gegründet, auf Initiative von Carl Orff und Eberhard Preussner gegründet.

Heute ist das Orff-Institut nicht nur als Ausbildungsstätte von Bedeutung: Das "Orff-Schulwerk Forum Salzburg"  erfüllt als Zentrum des internationalen Netzwerkes der Orff-Schulwerk Gesellschaften die Aufgaben der Kommunikation, Information und Dokumentation sowie – auch in Kooperation mit dem Institut – die Organisation von Tagungen. Diese internationale Verbreitung brachtealt Veröffentlichungen und Adaptationen der Orff'schen Lehrmethode in siebzehn Sprachen. Nach Konzepten, die auf den Überlegungen von Carl Orff und Gunild Keetman beruhen, werde derzeit in zwanzig unterschiedlichen Kulturkreisen unterrichtet, heißt es in der gegenwärtig laufenden Dokumentarausstellung im Foyer der Universität Mozarteum am Mirabellplatz.

„Die Einsicht, dass Musizieren und Tanzen elementare Ausdrucksformen des ganzen Menschen, all seiner körperlichen, seelischen und geistigen Kräfte sind, dass Sprache, Tanz und Musik für das Kind ein noch nicht differenziertes Handlungsfeld ist, dass zum Singen von Anfang an auch das Spielen auf Instrumenten kommt und dass zum Wiedergeben von gehörter oder notierter Musik oder zum Tanzen tradierter Formen auch das Selbsterfinden und -gestalten gehört. In den Jahren der Entwicklung des Orff-Schulwerks und durch die Mitarbeit vieler Fachkräfte in aller Welt, hat sich erwiesen, dass Modelle, Ideen und Anregungen nicht nur für die Früherziehung, sondern auch für die Bildungsarbeit mit Jugendlichen und Erwachsenen verwendet werden können. Besondere Bedeutung hat das Orff-Schulwerk auch in der Sozial- und Heilpädagogik.“ So eine Beschreibung auf der Website der Internationalen Carl Orff Stiftung.

altDie Ausbildung am Salzburger Orff-Institut ist derzeit als Bachelor- bzw. Masterstudium "Elementare Musik- und Tanzpädagogik“ (8 + 2 Semester) eingerichtet. Das zweisemestrige Masterstudium „Elementare Musik- und Bewegungspädagogik“ baut auf ein vorangegangenes pädagogisches oder fachverwandtes Studium auf.

Seit 1969 gibt es den interkulturellen Universitätslehrgang in englischer Sprache „Advanced Studies in Music and Dance Education – Orff-Schulwerk“, den bisher über vierhundert berufserfahrene Musik- und Tanzpädagogen aus 38 Ländern absolviert haben.

Weitere berufsbegleitende Universitätslehrgänge gelten der "Elementaren Musik- und Bewegungspädagogik" sowie dem Bereich "Musik und Tanz in sozialer Arbeit und integrativer Pädagogik". Die Sommerkurse sind oft der Anlass, zu dem künftige Studierende "auf den Geschmack kommen", heißt es im Orff-Institut: "Sie bilden meist die erste Begegnung mit dem Orff-Institut, erwecken Interesse an einer Vertiefung der Auseinandersetzung mit dessen Arbeitsinhalten und -methoden und motivieren zum Studium."
(Universität Mozarteum/Orff Institut/dpk)

"Astutuli", eine "bayerische Komödie" von Carl Orff, ist im Rahmen des Orff-Symposions im Theater im KunstQuartier (Bergstraße) zu sehen: morgen, Freitag (8.7.) um  19 und 21 Uhr sowie am Sonntag (10.7.) um 16 und 18 Uhr.
"Stomping la Luna" ist der Titel eines Tanzstücks von Irina Pauls. Es fußt auf Carl Orffs Oper "Der Mond". Ausführende sind die Performancegruppe „Das Collectif“ des Carl Orff Institutes. Zu sehen am Sonntag (10.7.) um 20 Uhr im Großen Studio der Universität Mozarteum.
Das Orff-Symposion (Orff-Institut, Universität Mozarteum) dauert bis Sonntag (10.7.). - orffinstitut.at
Bilder: Universität Mozarteum (2); Gilow/Schaudy (2)

 

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