Geschwisterliches Kräftemessen
WIENER SAAL / DUO HAGNER
08/06/11 Der Duo-Abend der beiden Schwestern Viviane und Nicole Hagner war der letzte dieser Saison in der Kammermusikreihe der Stiftung Mozarteum. Die beiden Schwestern zeigten sich als ernsthafte Musikerinnen, die mit Akribie und Gewissenhaftigkeit, aber auch mit forschem Einsatz ans Werk gingen.
Von Elisabeth Aumiller
Beide blicken von Kindesbeinen an auf zahlreiche solistische Auftritte zurück und sind international mit bedeutenden Orchestern und Dirigenten erfolgreich. So hatte das Duospiel auch etwas Selbstverständliches im Auftreten und Zusammenspiel, hinterließ aber gleichzeitig den Eindruck, als wollte jede, gewiss völlig unbeabsichtigt, ihre persönlichen Spielqualitäten hervorheben. Und beide, sowohl Geigerin wie Pianistin, brauchen technische Schwierigkeiten nicht zu scheuen. Viviane, die Geigerin, wirkte als die Kommunikativere und Vermittelndere, die ihr Spiel auch mit manch feinem Lächeln begleitete, dennoch ist der Ernst für die Sache, gepaart mit kraftvoller Verve, das herausragende Element der beiden.
Umso überraschender, dass dann das Grand Duo concertant S 128 von Franz Liszt, dessen musikalische Aussage sich zwischen Heiterkeit und tänzerischer Übermütigkeit bewegt, den stärksten Eindruck hinterließ. Die Liszt-Sonate ist selten zu hören und stellt im Schaffen des Komponisten ein wenig bekanntes Randwerk dar. Die romantische Melodik basiert auf einem Thema des französischen Geigers Charles Philippe Lafont. Die eingängig melodiösen Linien mit folkloristischem Einschlag sind mit enormen virtuosen Anforderungen angereichert. Mit Entschlossenheit brachten die Hagner-Schwestern ihre Fähigkeiten hier zum Glänzen und wussten gleichzeitig romantisches Gefühl mit virtuoser Eleganz und launigem Spielwitz zu verbinden. So heischten sie verstärkte Aufmerksamkeit und brachten die suggestive Wirkung der Musik zum Tragen.
Der Geigenton zeichnet sich in der tiefere Lage durch warme Fülligkeit aus. Bestechend ist Viviane Hagners Leichtigkeit im Umgang mit virtuosen Effekten. Nicoles pianistische Fähigkeiten sind geprägt von brillanter Geläufigkeit und kraftvollem Anschlag.
Im Zusammenspiel bei Béla Bartóks Rhapsodie für Violine und Klavier Nr.1 Sz 86 ebenso wie bei der Mozart-Sonate e- Moll KV 304 geriet der Klavierpart aber zu dominant und machte die Violine fast zum Begleitinstrument. Der Anmerkung im Programmheft wurde damit das Wort geredetM Mozarts Werk als Klaviersonate mit Violinbegleitung. Dennoch wusste sich die Geigerin als die differenziertere Musikerin einzubringen. Insgesamt jedoch vermisste man etwas die ruhigeren Momente, die Spannungspausen, Agogik und gestalterische Emotionen. Dass die beiden Musikerinnen auch die leiseren Töne beherrschen und schlichte Linien mit Innigkeit ausfüllen können, bewiesen sie in der Zugabe mit einem Satz aus einer Schubert- Sonate.
Hauptwerk des Abends war Beethovens „Kreutzer“-Sonate: kraftstrotzend, temperamentvoll, mit etwas zu üppigem Pedalgebrauch beim Klavier zwar, aber beide mit virtuosem Zuschnitt. Auch da waren leise Zwischentöne und Gefühlsausdruck nicht die Stärke.