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Passionierte Klangbilder

WIENER SAAL / FAURÉ QUARTETT

25/05/11 In der Hitze des Wiener Saals sorgte das Fauré Quartett am Dienstag (24.5.) für glühende Leidenschaften und dennoch klar strukturierte Durchhörbarkeit – ein Weltklasse-Ensemble, das seinem Ruf nicht hinterher eilt, sondern ihm vollauf gerecht wird.

Von Gottfried Franz Kasparek

Die Geigerin Erika Geldsetzer, Bratscher Sascha Frömbling, Cellist Konstantin Heidrich und Pianist Dirk Mommertz bilden ein perfekt abgestimmtes, prächtig aufeinander hörendes und bei aller Routine spontan reagierendes Kollektiv. Der deutsche Komponist Volker David Kirchner, Jahrgang 1942 und in Österreich selten präsent, hat dem Karlsruher Quartett 2005 ein schönes Stück geschrieben. „Echo und Narziss, Poème für Violine, Viola, Violoncello und Klavier“, was für ein romantischer Titel! So ist auch die Musik, natürlich spielend mit Echo-Effekten, klangmalerisch, tonal zentriert, durchaus originell gefärbt. Kirchner schafft den Spagat zwischen Tradition und Moderne und gehört zu jenen Komponisten, die von den leider nach wie vor mit seriellen Scheuklappen versehenen Avantgarde-Cliquen wenig beachtet werden, aber ohne Probleme in ganz „normalen“ Konzertprogrammen geneigte Ohren finden.

Es ist immer wieder unglaublich, was der Knabe Felix Mendelssohn Bartholdy bereits an formaler Kreativität, harmonischem Können, eigentümlicher Klangphantasie und frischer melodischer Inspiration in seine Stücke investieren konnte. Das f-Moll-Klavierquartett op. 2 des 14jährigen vermittelt zudem noch wirklich jene „Bilder aus der Theaterwelt“, die Goethe heraus gehört hat – auf einer imaginären, vom unverwechselbaren Sommernachtstraum-Zauber durchzogenen Bühne. Das Fauré Quartett ließ in den Mittelsätzen der klassizistischen Lyrik freien Lauf und machte das Jagd-Finale mit fulminanter Tempo-Dramaturgie, dahin rasenden, aber nie atemlosen Läufen und jugendfrischem Schwung zum mitreißenden Erlebnis von geradezu orchestraler Wirkung.

Nach der Pause folgte ein anderes „Jugendwerk“, nämlich das A-Dur-Klavierquartett op. 26 von Johannes Brahms. Ein Stück aus einer Zeit, in welcher der noch jugendliche Komponist seine Künste der „sich entwickelnden Variation“ schon ausgefeilt, aber sich die direkt anspringende Kraft des Einfalls noch bewahrt hatte. Hinter dieser tönenden Leidenschaft steht, bei aller Problematik solcher Zuordnungen, denn doch die komplizierte Beziehung zu Clara Schumann. Die Lieder der Liebe sind es, die das wundersame Adagio mit seinen an Schubert gemahnenden Stimmungswechseln zum Ereignis machen, auch in der meisterhaft ausgehorchten Interpretation des Fauré Quartetts. Der Finalsatz mit seiner ungarisch getönten Trotz-Laune zündete gewaltig und als Zugabe gab’s den für das Ensemble arrangierten Popsong „The Gatekeeper“ – mit diesem einfachen, aber charmanten Lied hätte auch Brahms seine helle Freude gehabt.

Bild: www.faurequartett.de / KASSKARA

 

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