asdf
 

Das singende, swingende Festspielhaus

JAZZ / BOBBY McFERRIN

18/05/11 Magnetisch zieht Bobby McFerrin ein buntgemischtes Publikum an, die Jungen, die Alten, die Lässigen, die Linken, die Konservativen, die gute Gesellschaft und auch die, die von Gesellschaft wenig wissen wollen.

Von Christiane Keckeis

So wurde am Dienstag (17.5.) im vollbesetzten Großen Festspielhaus Bobby McFerrins Idee von Musik als verbindender Sprache ein bisschen Wirklichkeit. Nur geschicktes Entertainment oder doch ein bisschen Magie?

Am Anfang stand jedenfalls die Qualität. McFerrin im Spot, fast introvertiert, leise, zutiefst versunken, konzentriert, älter geworden, ruhiger, spielt mit Melodie und Rhythmus mit Haupt- und Nebenstimmen, mit den Farben, wie man ihn kennt und doch ein bisschen anders. Vielleicht einsamer, auf jeden Fall intensiver. Mit dem Jazzchor Freiburg (Ltg. Bertrand Gröger), knapp vierzig lebendigen, begeisterten und dabei hochprofessionellen Sängerinnen und Sängern, hat er sich einen kongenialen Partner auf die Bühne geholt. Ansteckend sind sie, wenn sie musizieren im Stil à la Jazz meets Africa. Das klingt entspannt und locker und überzeugt doch durch Präzision und lupenreine Intonation. Klangschönheit ist grundsätzlich Standard – aber in kraftvollen Ausbrüchen scheuen die Sänger auch die Reibung nicht. Exzellentes Beatboxing sorgt für den konstanten Drive und der Tontechniker im Hintergrund für erfreulich abgemischten Klang. Ein Ohrenschmaus.

Dazwischen kommt auch der Entertainer McFerrin kurzzeitig wieder zum Vorschein: wenn er die Lichttechnik mit einer in Musik formulierten Bitte bewegt, das Saallicht herunterzufahren, weil doch das Dunkel viel stimmungsvoller ist, wenn er Bachs C-Dur Präludium intoniert und das Publikum dazu die Melodie von Gounods Ave Maria singen darf, gleich darauf Ravels Bolero und, weil der nicht wirklich gelingt, dann die unverzichtbare Nachtmusik mit McFerrin als Cellostimme.

Und das Publikum tut mit. Mit hörbarer Freude. Der große Chor des Festspielhauses. Ein bisschen Musikantenstadel auf klassisch. Und doch – irgendwie voll nett, wenn die alte Dame im Chanel-Kostüm neben dem Musikstudenten mit Rastalocken und Jeans sitzt und sie miteinander singen.

Das Miteinander, das Aufeinanderhören und –achten ist ein weiteres Merkmal, das McFerrins Art zu musizieren auszeichnet. Improvisationen über „Circle Songs“, spontane Duette mit einzelnen Chorsängern, aber auch manch musikalische Einbindung des Publikums zeigen faszinierend wie viel Einfühlung es braucht, aber auch wie viel Regie, so scheinbar mühelos zu improvisieren, und das keineswegs nur in Jazzskalen.

Letztlich aber wirkt am meisten das Stille nach; Bobby McFerrin allein im scharf geschnittenen Lichtkegel im finsteren Saal, wie er Geschichten erzählt, mehr sich selbst als dem Publikum, wie er Musik zu Gefühl werden lässt und als Mantra in den Zuhörer einsickern lässt. Das hat nichts Lautes, nichts Appellierendes, nichts Belehrendes. Und vermittelt doch: Musik ist Leben in allen Facetten und verbindet als Sprache die Welt. Ganz magisch.

Bild: www.bobbymcferrin.com

 

DrehPunktKultur - Die Salzburger Kulturzeitung im Internet ©2014