Groß in Form…
MOZARTEUMORCHESTER / SONNTAGSMATINEE
28/02/11 … war das Mozarteumorchester bei der Sonntagsmatinee im Großen Festspielhaus. Die russische Seele kam bei Mussorgsky mit wehmütigen Sehnsuchtsklängen und mit gewaltiger Schlagkraft zum Ausdruck. Geisterstimmen, Hexensabbat und erlösende Kirchenglocken sind Themenvorgaben bei der „Nacht auf dem kahlen Berge“. Durch die „Bilder einer Ausstellung“ führte samtweich die Promenade.
Von Elisabeth Aumiller
Das volle Haus bei der dritten Sonntagsmatinee (27.3.) war die schönste Bestätigung des Publikumsinteresses für diese noch junge Konzertreihe des Mozarteumorchesters.
Modest Mussorgskys „Nacht auf dem Kahlen Berge“ in der Fassung von Nikolai Rimski-Korsakow und „Bilder einer Ausstellung“ in der Fassung von Maurice Ravel, dazu Ravels Klavierkonzert G-Dur: die stilistisch stimmige Programmlinie bot eine Fülle unterschiedlichster Klangeffekte, durchsetzt mit russischem und französischem Kolorit.
Das groß besetzte Mozarteumorchester, von Dmitri Kitajenko inspiriert, zeigte sich in glänzender Sonntagsform als differenziert musizierender Klangkörper mit instrumentalen Sologlanzlichtern angereichert. Mit klarer Zeichengebung wusste Kitajenko die Qualitäten der Musiker zu fordern und ein breites dynamisches Spektrum in ausgewogener rhythmischer Präzision zu erzielen. Der Dirigent beeindruckte durch eine Mischung aus souveräner Ruhe und gespannter Wachsamkeit.
Der französische Pianist Roger Muraro, bekannt für seine Interpretationen von Messiaen und moderner Klaviermusik, aber auch bewandert im klassischen Repertoire, erwies sich als idealer Interpret des Ravel-Konzertes, das voller Gegensätze steckt. Mit den Passagen knalliger Wucht des Orchesters korrespondierte der Pianist mühelos, mischte aber auch tonmalerisch französische Finesse zur delikaten Farbpalette, gab den jazzigen Anklängen rhythmische Prägnanz und wusste auch die spanischen Elemente effektvoll einzufärben.
Mit virtuoser Geläufigkeit punktete er ebenso, wie er mit geradezu samtigem Streicheln die Tasten feinfühlig zum Klingen brachte. Im langsamen Satz formte er die Solokadenz zum zarten Tongespinst, dem sich die Bläser leuchtkräftig zugesellten bevor die Streicher klangfein einsetzten. In wunderbar träumerischer Klangdelikatesse bezauberte die Chopin-Zugabe.
Die russische Seele kam bei den Mussorgsky-Stücken mit wehmütigen Sehnsuchtsklängen im Wechsel mit gewaltiger Schlagkraft zum Ausdruck. Als Programm-Musik sind beide Werke konzipiert. Geisterstimmen, Hexensabbat und erlösende Kirchenglocken sind Themenvorgaben bei der „Nacht auf dem kahlen Berge“, die in der fantasievollen Instrumentierung von Rimsky-Korsakow ihren Zauber aus dem Wechselspiel effektvoller Klangkombinationen beziehen.
Die „Bilder einer Ausstellung“ entstanden auf Anregung der Zeichnungen des russischen Malers Victor Hartmann, von denen nur einige erhalten geblieben sind. Mussorgsky hat die zehn Tongemälde ursprünglich für Klavier komponiert: „Der Gnom“, „Das alte Schloss“, „Ballett der Küken in ihren Eierschalen“ „Der Marktplatz von Limoges“, „Die Hütte der Baba-Jaga“ oder „Das große Tor von Kiew“.
Maurice Ravel schuf 1922 die Orchesterfassung, die in ihrer glanzvollen orchestralen Brillanz dem Werk eine weitere Dimension verleiht. Und auch hier sind es die vielfältigen Klangeffekte, die als rein musikalischer Ausdruck gefangen nehmen, mehr noch als die Imagination der bildlichen Vorlage. Mit einschmeichelnder Wärme drang die Saxophonmelodie ans Ohr, bezauberten Harfen und Celesta. Blech- und Holzbläser, solistisch und im Verein, boten leuchtkräftige Glanzpunkte und Farbenreichtum. Die Streicher sangen, tremolierten oder flirrten ätherisch mit konzentriertem Engagement bis schließlich der feierliche Abschluss mit vielfachem Schlagwerk und Glockenklang imposant den Raum füllte. Begeisterter Applaus für einen musikalisch spannenden Sonntagmorgen.