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Zum Weinen schön

DELIRIUM / FRANUI

20/12/10 „Die Sonne ging unter - im Westen natürlich. Überhaupt ging alles seinen schicksalhaften Gang, auch unter der Linde“, las der designierte Schauspielchef der Festspiele. „Es steht ein Lind in jenem Tal, ach, Gott, was tut sie da? Sie will mir helfen trauren, daß ich mein Lieb verloren hab“, sagen Franui. Und Trompete greift die Melodie auf, und die Geige hilft ebenfalls „trauren“.

Von Heidemarie Klabacher

Dass das mit den zwei Liebenden unter der Linde im Gras nichts wird, ist klar. Warum eigentlich? „Mein Herz ist nicht mehr mein“, heißt es im Lied. Das wäre ein durchaus hoffnungsvoller Anfang für die Liebesgeschichte von Eugen und Agnes.

Aber in Ödon von Horwaths „36 Stunden. Die Geschichte vom Fräulein Pollinger“ aus 1929 stehen die Liebenden unter keinen guten Stern. Selbst die Linde rauscht von Anfang an ein eher nachdenkliches Lied dazu.

So todtraurig die Geschichte ist: Horwath selbst hat die Trauer um eine immerhin mögliche Liebe und das Elend des künftigen Abstiegs von Agnes Pollinger mit vielen ironischen Brechungen auf Distanz gehalten. Sven-Eric Bechtolf hat auf den Text mit Zurückhaltung und Understatement reagiert - und gleich gar keine Sentimentalität aufkommen lassen.

Dass die Begegnung mit Agnes und Eugen trotzdem zum Weinen schön war und unvergesslich bleiben wird, ist der Musik von „Franui“ zu danken: Die Musicbanda hat sich nach Schubert nun Brahms vorgenommen.

Die „Deutschen Volkslieder“ erzählen ja selber oft von trauriger Liebe, von unzeitiger Erfüllung („Es fiel ein Reif in der Frühlingsnacht“), tödlicher Sehnsucht („Schwesterlein, Schwesterlein“ endet ja gar im Wahn) oder Entsagung („Da unten im Tale“).

Die Musicbanda Franui macht aus diesen - ohnehin nur scheinbar „schlichten“ Volkslidern - satztechnisch hochkomplexe Miniaturdramen zwischen Jazz, Kärntnerlied und Pusztaklang.

Rasende Tänze (auch ein strenger Bolero ist dabei) scheppernd und schrill, wehmütige Klagen von Klarinette oder Geige, überirdisch schön gesungene Melodien: So „frei“ Franui mit ihrem Brahms-Material umgehen, so bewegend sind diese Miniaturdramen.

Bild: www.franui.at /Bernhard Aichner

 

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