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Selbst die Exoten zeigen ihr Innenleben

SOMMERAKADEMIE MOZARTEUM / ABSCHLUSS

26/08/10 "Man kann sich nur wundern, dass zur Festspielzeit noch so viel Publikum übrig ist, so dass auch die Akademiekonzerte voll sind", sagt zufrieden Mozarteums-Rektor Reinhart von Gutzeit. Am Samstag (28.8.) endet die Sommerakademie. Es war die Vierundneunzigste (die Institution ist älter als die Festspiele). Sechs Jahre also noch zur Hundert-Jahr-Feier.

Von Reinhard Kriechbaum

altAuch Alexander Müllenbach, heuer im achten Jahr Sommerakademie-Leiter, weist auf den guten Besuch der Konzerte hin, "besser als im Vorjahr, viele sogar ausverkauft". Immerhin brächten, so heißt es, viele Kursteilnehmer auch ihr Publikum mit. Rektor von Gutzeit: "Eine Tourismusförderung ist die Sommerakademie also auch."

Aber darum geht es nicht, und Alexander Müllenbach weist auch darauf hin, dass der Anteil an "Kulturtouristen" unter den Kursteilnehmern unterdessen verschwindend gering sei. Das Niveau steige beständig, auch jenes der wieder sehr hohen Teilnehmer aus dem Fernen Osten (144 kamen aus Japan, 77 aus Südkorea, 41 aus China, 27 aus Taiwan). Nicht uninteressant, was Alexander Müllenbach da beobachtet: Früher, so erinnert er sich, hätten die Teilnehmer aus dem Fernen Osten vor allem "Technik mit ein bisschen Obers drauf" geliefert, "jetzt ist es gefühlte Musik". "Sie haben gemerkt, dass diese scharfe Grenze zwischen Innen und Außen für unsere europäische Musik keine Gültigkeit hat."

Heuer gab es im Rahmen der Sommerakademie drei Chopin-Wettbewerbe (der dritte und letzte Durchgang findet heute Donnerstag, 26.8., statt). Im nächsten Jahr - einem Liszt-Gedenkjahr - wird es wohl einen Liszt-Wettbewerb geben. Ein Sponsor dafür wird gesucht. "Was hat seine Musik bewirkt?" - Das soll in den Kursen in Sachen Liszt genauer untersucht, Fährten zu Bartok, zur Zweiten Wiener Schule, zur französischen Klaviermusik verfolgt werden.

Was Alexander Müllenbach noch viel mehr am Herzen liegt, ist die zweitgenössische Musik, und zwar jene aus den siebziger und achtziger Jahren. Heuer, so erzählte er in einem Pressegespräch am Donnerstag (26.8.),m habe er in einem Konzert einen jungen Musiker Boulez' Zweite Klaviersonate auswendig spielen hören. Gerade dieses Repertoire - Benjamin, Xenakis, Boulez zum Beispiel - werde "von 97, ja 99 Prozent der Musiker ob seines Anspruchs nicht gespielt". Da möchte Müllenbach einen Werkkatalog erstellen und dazu einen Interpretenwettbewerb ausschreiben. Er rechnet freilich nicht mit einer Massenbeteiligung, und wer es finanziert, ist auch noch nicht klar. Notfalls aus eigenen Mitteln …

Wie sieht es mit der Alten Musik aus, die heuer erstmals ins Kurangebot gekommen ist? Die Erfahrungen waren positiv, das werde also in Serie gehen, so Müllenbach auf Nachfrage des DrehPunktKultur.

Die beliebtesten der 72 Meisterklassen waren wie in den Vorjahren Klavier (322 Kursanmeldungen), Violine (212) und Sologesang (197) - eine Tatsache, die sich auch im Programm des Abschlusskonzertes niederschlägt. Unter den neun Preisträgern der Internationalen Sommerakademie 2010 befinden sich je zwei Pianisten, Geiger und Sänger sowie je eine Flöte-, Viola- und Violoncello-Studierende. Neben den von weit außerhalb angereisten Studierenden konnten sich auch herausragende Musiker aus der hauseigenen Mozarteum-Talenteschmiede für das Preisträgerkonzert qualifizieren. Der jüngste Preisträger heuer ist erst fünfzehn Jahre alt, der Franzose Jean-Paul Gasparian (Klavier). Der zweitjüngste feiert gerade heute (26.8.) seinen 16  Geburtstag. Dmitry Smirnov ist Geiger und kommt aus St. Petersburg. Die 12.000 Euro Preisgeld kommen wie üblich vom Kulturfonds der Stadt Salzburg.

Der dritte Durchgang im Chopin-Wettbewerb findet heute, Donnerstag, um 20 Uhr im Solitär statt.
Das Abschlusskonzert mit den neun Preisträgern der diesjährigen Sommerakademie rechnet zum Programm der Festspiele: Samstag, 28.8., 19.30 Uhr, Großer Saal des Mozarteums.
Bild: dpk-klaba
Zur Dokumentation {ln:Die Preisträger 2010}

 

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