asdf
 

Ein Neustart wird fällig

HINTERGRUND / JUGENDSINFONIEORCHESTER SALZBURG

14/06/22 „So wie's jetzt ist, wird’s aus sein“, sagt Norbert Brandauer, der seit über fünfzehn Jahren das Jugendsinfonieorchester – vormals Landesjugendorchester – leitet. Seit 2018 ist dieses Ensemble im Pre-College der Universität Mozarteum beheimatet. Dort findet es ab Herbst dieses Jahres aber keinen Platz mehr.

Von Reinhard Kriechbaum

Das Konzert am am Sonntag (19.6.) in der Basilika Mondsee wird jedenfalls das letzte des Jugendsinfonieorchesters sein, zumindest in der derzeitigen Organisationsform. Man wird, so man's weiter haben möchte, eine neue Trägerschaft finden müssen. Es sieht also ganz danach aus, dass auf die Kulturpolitik des Landes Arbeit zukommt. Am Geld sollte es wohl nicht scheitern.

Dieses Jugendorchester hat eine mehr als zwanzigjährige Geschichte. Es wurde 2001 gegründet und wurde die längste Zeit von Akzente Salzburg getragen. Es kam dann zu einer Kooperation von Akzenten und Universität Mozarteum. Das war eine sinnvolle Annäherung, um junge, begabte Leute ans Orchesterspiel heranzuführen. 2018 schließlich wurde das Landesjugendorchester, das jetzt Jugendsinfonieorchester heißt, dem Pre-College, also dem Bereich der Hochbegabten an der Universität Mozarteum angegliedert. „Es ist trotzdem offen geblieben für alle begabten jungen Menschen im Land“, sagt Norbert Brandauer, der die Leitung des Orchesters 2008 von Helmut Achatz übernommen hat.

Nun freilich hat die Universität Mozarteum für ihr Pre-College, das seinerseits dem Leopold-Mozart-Institut zugeordnet ist, neue Curricula ausgearbeitet. Da passt offenbar das Jugendsinfonieorchester nicht mehr hinein, was Norbert Brandauer, selbst im Pre-College-Führungsteam, logischerweise sehr bedauert. Es habe gute Gesprtäche mit der Rektorin gegeben, aber „in einer Institution wie der Universität Mozarteum sind viele verschiedene Kräfte am Werk“, sagt er diplomatisch. Und er betont zugleich, dass er nichts skandalisieren will in dieser Sache.

Das Programm des Konzerts am Sonntag illustriert jedenfalls die Offenheit und die guten Möglichkeiten einer Einrichtung wie des Jugendsinfonieorchesters im Schulterschluss mit Salzburgs Kunstuniversität: Da gestaltet man mit zwei Chören (Cor-Os-Anima Salzburg und Auswahlchor Musikgymnasium Linz) einen ausgiebigen Block mit Musik von Mendelsson-Bartholdy.Dann bringen sich Studentinnen und Studenten des Pre-College solistisch ein. Dass dieses Zusammenwirken und die organisatorische Nähe zur Universität Mozarteum sinnvoll ist, steht ja außer Frage. Natürlich „passt“ ein solches Ensemble mit vielen universitäts-fremden Musikerinnen und Musikern nicht zwangsläufig ins Portfolio der Kunstuniversität. Mit Bella Musica unterhält das Pre-College ein weiteres „junges“ Orchester. Das speist sich freilich auch vorwiegend aus Mitgliedern des Jugendsinfonieorchesters.

Wie sieht überhaupt die Jugendorchester-Szene in Salzburg aus? Das Mozart-Kinderorchester der Stiftung Mozarteum ist da zu erwähnen. Von dort seien „einige junge Leute umgestiegen ins Jugendsinfonieorchester“, berichtet Norbert Brandauer, der deshalb für die Zukunft, die sein Orchester ja hoffentlich doch haben wird, auch die Stiftung gerne im Boot haben will. Das Musikum wäre sowieso ein sinnvoller Partner, so wie das Musische Gymnasium. Es ist übrigens nicht so, dass die meisten jungen Orchesterspieler sowieso im dortigen Schulorchester landen. „Sehr viele Jugendliche, die Orchesterfahrung bräuchten, sind nicht im Schulorchester des Musischen Gymnasiums bzw. des Musikgymnasiums“, weiß Brandauer. Er hat ja lange auch dort als Musiklehrer gewirkt hat und kennt die Situation junge Musiker in Stadt und Land wie kein anderer.

Erst im März hat Elisabeth Fuchs in einem Pressegespräch verlauten lassen, dass eine Kinder-Jugend-Philharmonie Salzburg oben auf auf ihrer Agenda steht. „Es ist ein Streichorchester für Kinder und Jugendliche von Sieben bis Sechzehn, die Spaß und Freude an Musik, aber auch am Kennenlernen professioneller Arbeit haben“, erklärte sie damals.

Was sagt der Kulturreferent des Landes, LHStv. Heinrich Schellhorn zur Causa Jugendsinfonieorchester Salzburg? „Derweil noch gar nichts, weil er noch nicht damit befasst wurde“, so Norbert Brandauer. „Ich habe mich jetzt einmal auf unser letztes Konzert konzentriert.“ Nun wird sich der engagierte Musikpädagoge aber eilends ans Antechambrieren machen müssen, um der ungewissen Zukunft des Orchesters gegenzusteuern. Dass es ein vom Land getragenes, zumindest maßgeblich finanziertes Jugendorchester geben sollte, wird hoffentlich außer Streit stehen. Die Art der Organisation und Trägerschaft ist völlig offen und wird jetzt zum drängenden Thema. Jedenfalls ist das „Jugendsinfonieorchester Salzburg in der derzeitigen Form gestorben“, bringt Norbert Brandauer die Situation auf den Punkt.

„Verleih' uns Frieden“ ist Motto des Konzerts des Jugendsinfonieorchesters Salzburg am Sonntag (19.6.) um 18 Uhr in der Basilika Mondsee – www.uni-mozarteum.at
Bilder: UniMoz (1) / norbertbrandauer.jimdofree.com, Michael Klecker (1)

 

 

DrehPunktKultur - Die Salzburger Kulturzeitung im Internet ©2014