Königliches Geburtstagsfest samt Vesper
HINTERGRUND / UNIVERSITÄT MOZARTEUM
27/05/22 Zum französischen Gesandten in Venedig pflegte Antonio Vivaldi offenbar gute Kontakte, denn mehrmals bestellte man bei ihm Gelegenheitswerke für Feierlichkeiten in der Botschaft. Und Vivaldi ließ sich nicht lumpen und investierte zu diesen Anlässen besonderes Ingenium.
Von Reinhard Kriechbaum
Eines dieser Werke war die Serenata La Senna festeggiante. Anlass zur Komposition war der Namenstag des französischen Königs Ludwig XV, uraufgeführt wurde das Stück 1726. Wiewohl eine italienischen Serenata par excellence, arbeitete Vivaldi augenzwinkernd Anspielungen auf die Musik seiner französischen Berufskollegen ein. Der Titel heißt übersetzt Die feiernde Seine. Der Fluss meldet sich als Baß zu Wort, andere allegorische Figuren sind Das goldene Zeitalter (Sopran) oder Die Tugend (Mezzosopran). Bergnymphen bringen Lobgesänge auf den Fluss, mit dem natürlich der Herrscher gemeint ist. „Red- und melodienselig vermischt die Fluß-Hymne Oratorien-Weihe, Buffo-Späße und Schäfer-Spielereien zu barocker High Fidelity“, schrieb der Spiegel über eine CD-Aufnahme dieses Werks, das heute Freitag (27.5.) im Mittelpunkt der Barocknacht im Solitär des Mozarteums steht.
Einen Seitenblick ist der Librettist dieses Stücks wert. Domenico Lalli stand in den Diensten des Grafen Franz Anton von Harrach Erzbischof von Salzburg und war von 1727 bis 1740 als Hofdichter Kaiser Karls VII. in Wien tätig. Die Barocknacht – sie beginnt schon um 17 Uhr – dient stets der Schaustellung dessen, was man im Department für Alte Musik an der Universität Mozarteum leistet. Dieser Fachabteilung für die Alt-Töner steht derzeit der Gambist Vittorio Ghielmi vor. Fünf Konzerte im Originalklang sind es, und los geht es mit I Fifari della Serenissima – Consort Musik und Concerti für Traversflöten von der Renaissance bis zur Klassik. Marcello Gatti führt also seine „pfiffigen“ Studentinnen und Studenten an die Lagune. Auch Dorothee Oberlingers Blockflöten Eleven leisten einen Beitrag: l Flauto Veneziano – Original und Fälschung, das weckt Neugier.
Tags darauf lädt man in den Dom, zu Claudio Monteverdis Marienvesper unter der Leitung von Jörn Andresen. Ausführende sind die Regensburger Domspatzen, Gesangstudierenden der Oratorienklasse, Studierende des Departments für Alte Musik und das Mozarteum vocalEnsemble. Die Marienvesper wird in einer Fassung erklingen, wie sie im Salzburger Dom 1625 im Salzburger Dom hätte erklingen können, rekonstruiert vom Salzburger Gregorianikexperten Stefan Engels und Jörn Andresen.
Barocknacht am 27. Mai ab 17 Uhr im Solitär des Mozarteums - Zum Detailprogramm und zu den Zählkarten.Monteverdi, Marienvesper, am 28. Mai um 18.30 Uhr im Salzburger Dom – www.uni-mozarteum.at
Bilder: Universität Mozarteum / Christian Schneider (2)