Ein Klosterkomponist ist zu entdecken
KONZERT / ARS ANTIQUA AUSTRIA
04/03/22 Das oberösterreichische Stift Lambach ist in der Mozart-Forschung nicht nur deshalb ein Begriff, weil die Mozarts dort mehrmals übernachteten (es ist von Salzburg haargenau eine damalige Pferdekutschen-Tagesreise entfernt). Leopold Mozart schenkte dem Abt zu einem solchen Anlass zwei Symphonie-Partituren. Eine eigene und eine vom zwölfjährigen Wolfgang Amadè.
Von Reinhard Kriechbaum
Wenn das Ensemble Ars Antiqua Austria am kommenden Sonntag (6.3.) im Kuenburgsaal des Salzburg Museums Werke aus dem Musikarchiv des Stiftes Lambach spielt, geht's natürlich nicht um Mozarts Lambacher Symphonie. Das Ensemble ist ja nur zu viert. Mozart hat nur eine Nebenrolle. Denn der Barockgeiger Gunar Letzbor erinnert in dem Programm vor allem an den heute so gut wie vergessenen Komponisten Amandus Ivanschiz (1727 bis 1758).
Im Stift Lambach finden sich mehrere Kammermusikwerke dieses kroatischstämmigen komponierende Paulinermönchs. „Bei näherer Betrachtung entpuppen sich dessen Stücke als Meisterwerke und musikalische Kleinodien, die es verdienen auch nach dreihundert Jahren noch gehört zu werden“, schwärmt Letzbor. „Einen Vergleich mit ähnlichen Werken von Amadeus Mozart brauchen sie nicht zu scheuen.“ Auch im benachbarten Stift Kremsmünster warten mehrere Kompositionen des Meisters auf ihre Entdeckung, weiß der Geiger, der gerne nach Raritäten sucht.
Amandus (eigentlich: Matthias Leopold) Ivanschiz kam in Wiener Neustadt zur Welt, wirkte hier und im damaligen Paulinerkloster bei der Basilika Maria Trost am Stadtrand von Graz. Für einige Jahre wurde er auch vom Orden als Sekretär nach Rom entsandt. Von Amandus Ivanschiz sind mindestens fünfzig geistliche Kompositionen erhalten (Messen, Litaneien, Oratorien, Vespern…), dazu mehr als dreißig Instrumentalwerke (Symphonien, Trios, Quartette). Insgesamt finden sich in Zentral- und Osteuropa mehr als dreihundert Abschriften seiner Werke. „Sein moderner Stil und seine große kompositorische Meisterschaft erklären wohl die große Verbreitung seiner Musik“, vermutet Gunar Letzbor. Amandus Ivanschiz wurde nur 30 Jahre alt.
Das zweite Konzert „Amandus contra Amadeus“ im neuen Matineen-Zyklus des Ensembles Ars Antiqua Austria findet am Sonntag (6.3.) um 11 Uhr im Kuenburgsaal des Salzburg Museums statt. Im dritten Konzert (3.4.) werden Pretiosen aus dem Stiftarchiv Kremsmünster zu hören sein – www.ars-antiqua-austria.com
Bild: www.ars-antiqua-austria.com / Georg Thum