Ein erstes Gespräch erst
HINTERGRUND / BLASMUSIK / CHÖRE
30/04/21 Wenn alles klar geht, werden die Fitnessstudios am 19. Mai wieder aufsperren. So wie Theater, Opernhäuser und Konzertsäle. Wie schaut es aber mit der Blasmusik aus und wie mit den Chören? In den Startlöchern stehen immerhin 250.000 Musikerinnen und Musiker bzw. Sängerinnen und Sänger. Gibt die Politik auch für die Amateure einen Startschuss?
Von Reinhard Kriechbaum
Der Österreichische Blasmusikverband (ÖBV) und der Chorverband Österreich (ChVÖ) stünden „in Verhandlungen“ mit dem Büro der Kulturstaatssekretärin Andrea Mayer hinsichtlich möglicher Öffnungsschritte für Blasmusikkapellen und Chöre, heißt es in einer gemeinsamen Presseaussendung dieser beiden Institutionen. Konkrete Ergebnisse für den Amateur-Musikbereich sei die Politik bisher schuldig geblieben.
„Für den Bereich der ehrenamtlichen Kulturorganisationen erwarten wir von der Politik Gleichbehandlung mit vergleichbaren Bereichen, für die bereits Öffnungsschritte, die teilweise erstaunlich weit gehen, verkündet wurden“, bekräftigen die beiden Präsidenten Karl-Gerhard Straßl (Präsident des Chorverbandes und sein Kollege von der Blasmusik, Erich Riegler. Die beiden Verbände hätten „mittels Protestbriefen“ immerhin „einen ersten Verhandlungstermin mit dem Büro der Kulturstaatssekretärin“ erreicht. Diese Aussage spricht wohl Bände für den Stellenwert, der diesen Bereichen von der Politik zugemessen wird.
„Begrüßenswerterweise werden etwa Kontaktsportarten indoor und Vereinsfußball outdoor ab 19. Mai wieder ermöglicht“. Für das Chorwesen erklärte Karl-Gerhard Straßl jüngst der APA, es gebe in Österreich über 3.500 Chöre, „um fünfzig Prozent mehr als es Fußballvereine gibt“. Über 100.000 Sängerinnen und Sänger seien im Chorverband erfasst. „Dadurch haben wir einen sehr guten Überblick. Wir bekommen Unmengen von Mails und spüren eine enorme Sehnsucht, dass es endlich wieder losgeht. Die Menschen leiden unter der Situation und sind traurig. Das Durchhalten wird spürbar schwieriger.“
Unlängst hat sich in Ö1 auch Univ.-Prof. Franz Karl Praßl, der Präsident der österreichischen Kirchenmusikkommission, zu Wort gemeldet und für ein Freitesten für Kirchenchöre plädiert. In den Kirchen dürfen derzeit nur vier Vokalisten gemeinsam singen. Es sei zu befürchten, dass sich infolge der Nichtbetätigung etliche Chöre auflösen werden, „wenn sie dies nicht schon getan haben“.
Für Amateurchöre und Blasmusik gilt ja gleichermaßen: Sie befinden sich seit gut einem Jahr in einer Art Dauerlockdown, abgesehen von einigen Wochen im vergangenen Sommer und Herbst.