asdf
 

Nur außen echt und schön

CHRISTUSKIRCHE / ORGEL

24/11/20 So stimmig sich die Orgel in der Salzburger Christuskirche ins Gesamtbild fügt: In ihrem Inneren ist nichts mehr so, wie es einst war. Und sie ist auch, so das Urteil von Orgelsachverständigen, nicht mehr zu retten. Noch heuer soll der Auftrag für einen Orgelneubau ergehen.

Von Reinhard Kriechbaum

Von außen betrachtet passt ja der Prospekt ganz wunderbar zu den hölzernen Seitenbalkonen. Da ist alles „Ton in Ton“ (zumindest was das Holz anlangt), denn das Instrument entstand 1868, unmittelbar nach Fertigstellung von Salzburgs erster evangelischer Kirche nach dem Protestantenpatent von Kaiser Franz Joseph I. Erst ab diesem Zeitpunkt war es überhaupt möglich, dass evangelische Kirchen nach außen hin als solche deutlich kenntlich gemacht wurden, zum Beispiel mit einem Kirchturm.

Damals also beauftragte man Georg Friedrich Steinmeyer, einen Orgelbauer aus Oettingen in Bayern, mit dem repräsentativen Instrument. Das war insofern ungewöhnlich, als der Orgelbau in Stadt und Land Salzburg damals ziemlich fest in Händen der Familie Mauracher lag. Der einzige ernsthafte Konkurrent vor Ort, Ludwig Mooser, war kurz zuvor nach Ungarn ausgewandert.

Steinmeyer errichtete 1868 als Opus 66 eine Orgel mit 15 Registern, die in Salzburg als erstes Instrument eine Kegellade aufwies (aber das ist etwas für Fachleute). Die Zeitgenossen waren höchst zufrieden mit seiner Arbeit. Gerhard Walterskirchen zitiert in seiner Dissertation über den Salzburger Orgelbau einen gewissen Theodor Mann, der darauf gespielt hatte und sie als eine der Besten lobte, die er gesehen habe. Er überlieferte die Disposition, hob die gelungene Intonation, die weiche und geräuschlose Mechanik und die dichten Bälge hervor.

Immer wieder änderten sich freilich die Erwartungen, die man an den Orgelklang stellte. Im Fin de siècle erwartete man ganz andere, „orchestralere“ Möglichkeiten, als sie die biedermeierlichen und romantischen Orgeln bereit hielten. Und im 20. Jahrhundert, als die Originalklangbewegung auch den Orgelbau erfasste, gab's wieder ganz andere Idealvorstellungen. Damals schlug einem Großteil der Instrumente aus dem 19. Jahrhundert die Stunde. Man hielt sie nicht für erhaltens- und restaurierungswert. Deshalb gibt es in der Orgellandschaft heute, was diese Epoche betrifft, beklagenswerte Lücken.

Auch die evangelische Kirchenleitung in Salzburg entschloss sich Ende der 1970er Jahre, die Orgel in der Christuskirche umbauen zu lassen. Der Wiener Orgelbauer Herbert Gollini, an den dieser Auftrag ging, war einer der Vorkämpfer dafür, dass man wieder zu altbewährten Bauweisen – eben zur Schleiflade als mechanischem „Kern“ – überging und eher barocke Klangwirkungen anstrebte. Lobesam – aber eben vielerorts das Aus für die Orgel-Ästhetik des 19. Jahrhunderts. Herbert Gollini hat übrigens noch eine Orgel in Salzburg gebaut: Er rekonstruierte die Orgel von Johann Rochus Egedacher aus dem Jahre 1770 in St. Michael am Residenzplatz.

Nun steht in der Christuskirche also ein Neubau an, genauer: ein Rückführung auf den ursprünglichen Zustand, was aufs selbe hinaus läuft. Die Orgel im gegenwärtigen Zustand ist – nicht zuletzt aufgrund einer fachlich unzulänglichen Renovierung – technisch nicht mehr sanierbar und nicht mehr befriedigend zu spielen. Und gespielt wird sie ja oft. Eine Erfindung des evangelischen Regionalkantors für Salzburg und Tirol, Gordon Safari, ist beispielsweise die „Orgelmusik zur Schranne“, 25 Minuten Orgelmusik immer am Donnerstag um 11.11 Uhr (natürlich nicht jetzt, im Lockdown).

Der Auftrag wird an die baden-württembergische Orgelbaufirma Lenter in Sachsenheim (nahe Stuttgart) gehen. Auf rund 433.000 Euro beläuft sich der Kostenvoranschlag. Das Land hat noch für dieses Jahr 200.000 Euro Zuschuss zugesagt und der Kulturausschuss der Stadt Salzburg hat kürzlich eine Investitionsförderung in Höhe von 200.000 Euro beschlossen (zwei Tranchen à 100.000 Euro in den Jahren 2020 und 2021). Damit hat die Pfarre die Möglichkeit, den Auftrag noch heuer zu erteilen. Insgesamt sind rund 36 Monate Herstellungszeit für die neue Orgel zu erwarten.

www.evangelischekirchenmusik.at
Bilder: Wikipedia/Eweht

 

DrehPunktKultur - Die Salzburger Kulturzeitung im Internet ©2014