Wie feiert man ein Genie?
MATTSEER DIABELLI SOMMER
27/02/20 Wie soll man sie wirklich feiern, die ganz Großen? Beispiel Ludwig van Beethoven etwa, dessen Geburtstag sich 2020 zum 250. Mal jährt? Wie viele Gesamt-Aufnahmen seiner Symphonien brauchen wir noch? Roberto Di Ronza, der neue Künstlerische Leiter des Festivals im Seenland, und der neue Obmann Benjamin Schmid, präsentierten das Programm des Mattseer Diabelli Sommers.
Von Heidemarie Klabacher
„Natürlich muss man die Großen feiern. Schon deshalb, weil jede Zeit wieder neue Blickwinkel auf ein als vollkommen erforscht angesehenes Werk mit sich bringt. Und schon deshalb muss man Gedenktage feiern, weil immer wieder Musikerinnen und Musiker einen Ludwig van Beethoven neu für sich und ihre Hörerinnen und Hörer entdecken. Und nicht zuletzt deshalb, weil es auch in der Werkliste Beethovens noch Unbekanntes gibt, und sei es nur ein fröhliches Lied.“
Beethoven plus 100 ist das Motto des Mattseer Diabelli Sommers von 11. Juni bis 8. September. „In den hundert und mehr Jahren nach Beethovens Tod findet sich viele große Musik, die ohne ihn nicht denkbar wäre“, sagt Roberto Di Ronza, der neue Künstlerische Leiter des Festivals, ein international bekannter Kontrabassist. Auf seinem Programm stünden daher neben Beethoven, sondern auch Schumann, Brahms, Dvořák, Elgar, Strawinsky, Enescu und Sofia Gubaidulina. Dazu kommen Beethovens Vorbild Mozart und sein Zeitgenosse Schubert. „Unserem Namenspatron Anton Diabelli haben wir die großartigsten Klaviervariationen der Musikgeschichte zu verdanken, die bislang noch nie vollständig beim Diabelli Sommer gespielt worden sind“, sagt Roberto Di Ronza.
In bester Mattseer Tradition richte man den Blick weiterhin auch auf selten gespielte Komponisten, wie etwa Franz Danzi, Henri Vieutemps, Ernst von Dohnányi, Adolf Busch. Kammermusik, Liederabende, Jazz und Volksmusik prägen das Programm: „Die meisten unserer Stammgäste sind dabei: Benjamin Schmid und Ariane Haering, Herbert Schuch, Veronika und Clemens Hagen oder Sepp Radauer.“ Neue Gäste am Mattsee sind Angelika Kirchschlager und das Auryn Quartett.
Die Festliche Eröffnung am 11. Juni bestreitet der Geiger Alexander Sitkovetsky mit Mitgliedern der Camerata Salzburg: „Zu Beethoven mit seinem wundersam jugendfrischen Septett kommt ein weiterer Großmeister der Kammermusik, Antonín Dvořák, dessen Quintett op. 77 eine wahre Offenbarung der Romantik und der Kraft der Melodie ist.“ Am 21. Juni gastiert erstmals das gefeierte Wiener Klaviertrio in Mattsee, „dessen Cellist nun 'unser' Clemens Hagen ist“, erzählt Intendant Roberto Di Ronzo.
Die Geschwister Weinmeister präsentieren ihre Sicht auf Beethovens stilbildende Streichtrios. Das Auryn Quartett bringt unter dem Motto Ewig dein – ewig mein (einem Zitat aus Beethovens Brief an die „Unsterbliche Geliebte“) einen kontrastreichen Abend imit Beethoven und Strawinsky. Die Ferne Geliebte besingt Rafael Fingerlos, der junge Bariton aus dem Lungau. Er ist mit seinem Klavierpartner Sascha El Mouissi zum dritten Mal in Mattsee.Angelika Kirchschlager singt Lieder von Beethoven, Brahms und Adolf Busch – zusammen „mit der leuchtenden Viola von Veronika Hagen und der Klavierkunst von Ariane Haering“. Dazu kommen Kostbarkeiten für Bratsche und Klavier von Schumann und George Enescu.
Einen Tag mit Beethoven bestreiten Ariane Haering und Benjamin Schmid: „Alle zehn Sonaten für Klavier und Violine werden an einem Tag in zwei atmosphärischen Konzerten gespielt. In chronologischer Reihenfolge entsteht Beethovens innere Reise von 1796 bis 1812.“Die von Anton Diabelli initiierten 33 Variationen Beethovens spielt der Pianist Herbert Schuch. Die Cellistin Julia Hagen steuert Sofia Gubaidulinas Präludien und eine Beethoven-Sonate bei. Faltenradio, die Truppe um den Klarinettisten und Wiener Philharmoniker Matthias Schorn, geben einen bunten Abend quer durch ihr Folk und Folklore auf den picksüßen Hölzln.
Der Mattseer Diabelli Sommer von 11. Juni bi 8. September - www.diabellisommer.at
Bilder: Mattseer Diabelli Sommer / privat; Lukas Beck; Julia Wesely