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Bloß keine Hochzeitsmusik für Cäcilia!

FEUILLETON / HEILIGE CÄCILIA

22/11/19 Ja, wenn's ums Martyrium selbst ginge: Da passte die heilige Cäcilia viel eher als Fürsprecherin der zu heiß Gebadeten oder der Halsstarrigen, also der notorischen Sturschädel. Ist aber nicht so: Man machte die hübsche junge Römerin zur Patronin der Organisten, Orgelbauer, Instrumentenmacher, Sänger und Musiker. Heute Freitag (22.11.) ist ihr Gedenktag.

Von Reinhard Kriechbaum

Die heilige Cäcilia wird zwar meistens die Orgel (seltener die Geige) spielend dargestellt, aber die Organisten machen eher wenig Wind um ihre Schutzpatronin. Auch den Kirchenchören ist sie weit weniger ein Anliegen als den Kolleginnen und Kollegen von der blasenden Zunft: Für viele Blaskapellen gehört ein herbstliches Caecilienkonzert einfach dazu.

Dass die Blasmusik Cäcilia hoch hält, hat übersetzungstechnisch sogar seine Richtigkeit, denn unter organum verstanden die Römer Musikinstrumente ganz allgemein. Die heutige Orgel war damals als hydraulos zwar schon bekannt, hat aber in Cäcilias Elternhaus eher nicht getönt. Bei diesem Instrument sorgte das Gewicht des Wassers für gleichmäßigen Luftdruck in den Pfeifen. Außer dem Wort Wasser steckt auch das Wort aulos in dieser Frühform von Orgel. Es bedeutet Röhre und wurde für jede Art von Blasinstrument hergenommen.

Wie in den Röhren die Luft zum Schwingen gebracht wurde in der Antike? Aus römischer Zeit wissen wir erstaunlich wenig. Die Literaten gaben sich wenig auskunftsfreudig, was die Musik anlangte. Flöten gab es natürlich, und trompeten- oder hornartige Instrumente bestimmten die akustische Untermalung im Kult, bei Leichenfeiern, im Heer und bei Staatsaktionen wie Triumphzügen und auch bei Aufführungen im Zirkus und in den Amphitheatern. Das Signalinstrument der Legionen war die tuba, eine Naturtrompete. Ihr Körper ist ein gerades Rohr aus Bronze, das am Ende in eine trichterförmige Öffnung ausläuft. Eine etruskische Sonderform war der lituus, der als Signalhorn bei der Reiterei verwendet wurde. Ferner wurde das rund gebogene cornu verwendet. Es hatte zur Versteifung einen festen Querstab. Ein weiteres Blechblasinstrument war die ähnliche, etwas längere und tiefer klingende bucina.

Wie klang wohl die Musik im häuslichen Bereich, beispielsweise auf der Hochzeitsfeier der Caecilia? Die tibia, eines der am häufigsten abgebildeten Instrumente der Antike, war ein Doppelrohrblattinstrument (also ein Vorfahre der Oboe). Von den Griechen hatten die Römer die Saiteninstrumente lyra und die kithara übernommen.

Solche Klänge also tönten im frühen 3. Jahrhundert hinauf ins Kämmerlein der jungen Braut, von der wir aus einem Vespergesang erfahren: Cantantibus organis Caecilia Domino decantabat, sinngemäß übersetzt: Während die Musik schon spielte (für die bevorstehende Hochzeit), sang die jungfräuliche Braut Cäcilia zu Gott. Die Musik ging ihr sozusagen am Arsch vorbei, aber weil den Nachgeborenen nur die ersten beiden Wörter der Magnificat-Antiphon im Kopf waren, machten sie das Fräulein zur Musikpatronin. Für Cäcilia gilt so wie für die meisten anderen Heiligen aus der Zeit der Christenverfolgungen: Ihre historische Existenz ist stark zu bezweifeln. Aber immerhin hat man sie im 5. Jahrhundert schon verehrt und sich Geschichten über sie erzählt.

Das Martyrium Cäcilias – nun begeben wir uns aufs vage Feld der mittelalterlichen Legenden – war schließlich nicht das Zu-Tode-Peinigen mit Musik. Für sie, die nicht nur ihren künftigen Ehemann Valerius, sondern auch viele andere Menschen zum Christentum bekehrt haben soll, war der Tod im kochenden Wasser vorgesehen. Cäcilia empfand es als kühl! Das Enthaupten funktionierte der Legende nach auch nicht sofort, weil das Schwert am Nacken abprallte. Cäcilias Halsstarrigkeit machte sich aber letztlich nicht bezahlt, doch sie nutzte die drei verbliebenen Lebenstage zu weiteren Bekehrungen.

Die beiden Orgel spielenden Cäcilien auf dieser Seite: Die eine, von Anton Faistauer gemalte, findet sich oberhalb der Eingangstüren im Foyer des Hauses für Mozart bzw. der Felsenreitschule. Die Figur steht an der Emporenbrüstung der Pfarrkirche in Bad Gastein.

Bilder: dpk-klaba

 

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