Sie tragen die Essenz des Besten weiter
SOMMERAKADEMIE MOZARTEUM / PREISTRÄGER
25/08/19 Es sind beachtliche Dimensionen, von denen Rektorin Elisabeth Gutjahr spricht: Aus 57 Ländern haben wieder einmal rund achthundert Studierende die Sommerakademie der Universität Mozarteum belebt. Lediglich ein Prozent davon stand am Samstag (23.8.) als Preisträger auf der Bühne des Großen Saales.
Von Erhard Petzel
Ein breiter Bogen unterschiedlicher Werke für Klavier, Geige, Bratsche und Stimme umschrieb ein anspruchsvolles und spannendes Programm bei einer überraschenden Spreizung an Lebensjahren.
Der 25jährige Cunmo Yin, Klasse Bonatta, legte nicht nur in seiner Heimat China einen an Auszeichnungen reichen Werdegang zurück. Hier entzückte er das Auditorium mit Beethovens Klaviersonate Nr. 6 F-Dur op. 10 Nr. 2 mit locker perlender Durchführung des ersten Satzes, vermittelte die raffinierte Motiventwicklung in den beiden Folgesätzen in ihrer imitatorischen Kontrapunktik klar und elegant. Ihm folgte die 28jährige Tschechin Jolana Slaviková, Klasse Fassbender, mit ihrem angenehm timbrierten vollen Sopran. Begleitet von Ryan Behan wirft sie sich für Clara Schumann in Szene mit drei Liedern nach Rückert und Heine.
Eine Besonderheit Béla Bartóks besinnlich rhapsodisches Konzert für Viola und Orchester. Während Alexei Grots am Klavier das Orchester ersetzte, ließ Wolfgang Matthias Schnorbusch, Klasse Willwohl, seine Bratsche voll und satt durch die Lagen singen, ohne dass die Prägnanz des Spiels bei eleganten Akkordzerlegungen, Läufen oder Strettas mit Doppelgriffen gelitten hätte. Der eindeutige Publikumsliebling ist freilich die erst achtjährige Himari Yoshimura, Klasse Bron, die mit großem Ton auf ihrer kleinen Geige in bestechenden Höhen den ersten Satz aus Paganinis Violinkonzert Nr. 1 makellos umsetzte mit Klavierbegleitung aus der Familie.
Da kann nur Kontrast folgen in der leicht dämonischen Gestalt des 24jährigen Grigoris Ioannou, Klasse Delle Vigne, mit Liszts exaltierter Fantasia quasi Sonata aus Années de pèlerinage. Mit Kraft entwickelt er aus den Tritonusfolgen die gewaltigen Klangkaskaden, um die unvermeidlichen Hustenattentäter wie üblich auf die innigsten Pianostellen zu konzentrieren. Nach der Preisvergabe Chopins Andante spianato et Grande Polonaise brillante op. 22: Die Russin Anastasia Yasko, Klasse Yoffe, macht die gläserne Melodie über dem Teppich der Begleitung leuchten mit dezenten Kontrapunkten, bevor die Polonaise verhalten zu poltern ist.
Einen besonderen Leckerbissen offeriert die japanische Geigerin Haruna Shinoyama, Klasse Schwartz/Amoyal, begleitet von Tzu-Yu Yang mit Camille Saint-Saens lieblich verschmitzter Havanaise E-Dur op. 83. So hübsch verpackt erlebt man die virtuosen Schikanen selten, nach denen sich dann der Habanera-Swing ganz unschuldig elegant wieder einpendelt. Den Abschluss des Konzertes bildet die mit zarten 33 Jahren älteste Preisträgerin. Als Prinzessin Eboli aus Verdis Don Carlo verflucht Kimberley E. Milton, Klasse Thomasson, mit hochdramatischer Höhe und schwarzer Tiefe ihre Schönheit und fasst den vergeblichen Entschluss, den Infanten zu retten. Sie macht klar, es nicht nur mit Ryan Behan am Klavier aufnehmen zu wollen, sondern mit jedem noch so vollen Orchestergraben.
Natürlich ist die Sommerakademie nur einer der Meilensteine, den der teils schon arrivierte Nachwuchs auf seinem mühsamen Weg durch Aus- und Weiterbildung, Wettbewerben und Engagements durchläuft. Der herzliche und rauschende Applaus zeugt von der Freude über die Arbeit an der Musik. Möge er die Musiker und Musikerinnen mit der Befriedigung erfüllen, mit Kraft und Elan an sich zu glauben und ihrem Weg weiterhin zu vertrauen. Sie tragen die Essenz des Besten weiter, was uns Menschen ausweist.
Bilder: Christian Schneider