Unterwasser-Müllabfuhr
STICH-WORT
25/07/19 77 Kilogramm Müll in zehn Minuten. Vier Taucher kommen an die Oberfläche. Ihre Netze sind voll. Nicht mit Fischen. Nein, mit Schuhen, verbeulten Dosen, Flaschen – und einem alten Stromzähler. Ehrenamtliche Taucherinnen und Taucher fischten in fünf Jahren 4,5 Tonnen Müll aus den heimischen Seen. - Ein Lokalaugenschein am Wolfgangsee.
Sascha Krüger und sein Team haben eine Mission: Saubere Seen bis auf den Grund. Die Umwelttaucher holen Müll aus den heimischen Seen. Zeug, das oft seit Jahrzehnten unter Wassser vor sich hin rostet oder Sedimente ansetzt, aber auch Abfälle aus jüngster Zeit, die illegal entsorgt wurden. „Unsere Seen sind wunderschön, und das Wasser hat Topqualität, aber unser Umweltbewusstsein war nicht immer so stark, da unten schlummern doch einige Altlasten.“
Auch der „Ertrag“ des heutigen Tages sei großteils altes Zeug, es sei aber auch eine relativ neue zerbrochene Glasflasche dabei gewesen: „Ziemlich nah am Ufer eine echte Gefahr und natürlich nicht schön“. 77 Kilo Schrott und Mist inklusive Stromzähler: Die Wage am Ufer erstaunt die Zaun- und Badegäste.
Nächster Tauchgang. Ein paar Luftblasen. Langsam verschwindet das Team im Wolfgangsee, nur das gelbe Sammelnetz schimmert noch ein wenig durch, bis auch das nicht mehr zu sehen ist. Sascha Krüger, Obmann der Salzburger Umwelt- und Abfalltaucher, Konny Steidl, Jacqueline Kampner und Alexander Stinglmair haben ihren Arbeitsplatz an diesem Sommernachmittag in zirka 15 Meter Tiefe. Zwanzig Minuten „Bruttotauchzeit“ und zehn Minuten netto unter Wasser umfasst ein Tauchgang.
Er sei den Taucherinnen und Tauchern sehr dankbar für ihren unermüdlichen und ehrenamtlichen Einsatz, sagt Landeshauptmann-Stellvertreter Heinrich Schellhorn beim Lokalaugenschein heute Donnerstag (25.7.) am Wolfgangsee. Er sei überrascht, wie viel Müll in unseren „an sich sauberen“ Seen noch zu finden sei.
Tatsächlich liegen vor allem Altlasten in den Tiefen und Untiefen: „Es war früher durchaus üblich, vor allem in entlegenen Gemeinden, den Abfall im Winter auf das Eis zu bringen und dann einfach zu warten, bis sich sozusagen das Problem von selber löst. Aus den Augen aus dem Sinn. Deswegen finden wir oft sehr alten Müll, Dosen zum Beispiel, die es schon seit Jahrzehnten nicht mehr gibt.“ Die Umwelttaucher bringen auch allerhand Skurriles zu Tage, von Autoreifen über Einkaufswagerl und Fahrräder bis hin zu Tresoren. „Leider immer leer.“
Das Interesse der Badegäste, wenn die Umwelttaucher ihre „Beute“ am Ufer wiegen, seijedenfalls enorm. „Viele kommen und fragen, was wir heraufgeholt haben. Wir zeigen das gerne her, weil auch das bewusst macht, wie wichtig es ist, unsere Seen sauber zu halten“, betonen Sascha Krüger und sein Team, das somit in doppelter Mission im Neoprenanzug unterwegs sei: Müll ans Tageslicht holen und Bewusstsein schaffen, die Umwelt sauber zu halten. Sie alle sind Mitglieder in der Landesgruppe Salzburg des „Vereins Österreichische Umwelt- und Abfalltaucher“. Auch in Tirol gibt es eine Landesgruppe. Obmann ist Sascha Krüger, in Salzburg sind es 16 Taucher, die aktiv den Müll aus dem Wasser holen – im ganzen Land und über die Grenzen hinweg. Achthundert bis tausend Kilogramm Müll pro Jahr holen sie aus den Seen herauf. Seit der Gründung des Vereins im Jahr 2014 brachten sie in acht bis zwölf Tauchaktionen pro Jahr insgesamt 4,5 Tonnen Müll ans Licht. (LK/dpk-klaba)
Bilder: Land Salzburg/Melanie Hutter (1); Stills aus dem Video der Landeskorrespondenz www.youtube.com
www.umwelttaucher.eu