Was die Maturanten als Solisten drauf haben
MUSISCHES GYMNASIUM / SOLISTENKONZERT
28/03/19 Die Salzburger Musikszene ist reich an Orchestern und Ensembles, die unterschiedliche Strukturen und Schichten abdecken. Für viele von ihnen bildete das Zusammenspiel zwischen dem institutionalisierten Instrumentalunterricht und Schulen mit Musikschwerpunkt einen fruchtbaren Boden.
Von Erhard Petzel
An vorderster Front darf die kulturelle Breitenwirkung des Musischen Gymnasiums in Salzburg angeführt werden, das sich zur versierten Kaderschmiede für professionalisierten Künstlernachwuchs herausgebildet hat.
Seit fünf Jahren finden Solistenkonzerte im Odeion statt. Schüler mit solistischen Ambitionen kommen mit ihren Vorschlägen zum Schulorchester und dessen Leiter, Markus Obereder. Sie besorgen selbst das Orchestermaterial, richten es ein und finanzieren das fallweise auch selbst. Ihre Lehrer, zum größeren Teil aus dem Musikum, auch privat und aus den Musikhochschulen in Salzburg und Linz, begleiten und unterstützen ihre Schützlinge. Was hier geschieht, beruht also auf Eigeninitiative von Schülern. Auch die Conference besorgen zwei Mitschülerinnen im flapsigen Stil unbekümmerter Adoleszenz.
Der Reigen an gespielten Sätzen diverser Instrumentalkonzerte war am Mittwoch (27.3.) wieder denkbar bunt. Zuerst Alina Vaszi auf der Blockflöte mit dem 3. Satz von Sammartinis Flötenkonzert in F-Dur. Genügt hier ein kleines Kammerensemble als Begleitung, träufelt allmählich die Orchesterbesetzung zu Franz Krommers Klarinettenkonzert ein, dessen 1. Satz durch Clara Gerl verwirklicht wird. Ein sehr farbenreiches Werk, das, in der Tradition der Wiener Klassik stehend, virtuos die Lageeffekte des Instruments auskostet und ein abwechslungsreiches Geflecht mit dem Orchester bildet. Hummels Trompetenkonzert mit Marjin Mauser, Mozarts 2. Hornkonzert mit Leopold Ruttinger und Webers Fagottkonzert F-Dur mit Katja Lauter runden den klassischen Teil des Abends mit ihren 1. Sätzen ab.
Hyunwoo Hong präsentiert sich als Violinvirtuose im Kreisler-Arrangement von Paganinis „La Campagnella“, Susila Heath schwelgt im 2. Satz von Saint-Saens‘ Violinkonzert, Julia Klampfer lässt die Läufe im 3. Satz von Iberts Flötenkonzert nur so sprudeln. Wirklich sehr beeindruckend ist da die Kompetenz der Schule, in kurzer Zeit das Schulorchester für diese Programmfülle aufzustellen und mehr zu leisten als reine Werkstattkonzerte. Wenn dann Gesine Hadulla ihren Mitschülern den burlesken 4. Satz des Violinkonzerts von Schostakowitsch abfordert, treibt sie die Belastung auf die Spitze. Aber das Zusammen- und Wechselspiel von Solo und Tutti funktioniert nicht nur, sondern bietet über den gesamten Abend beindruckende Momente von Furor bis impressionistischer Lyrik.
Darf man den Aussagen der Konzertmoderatorinnen glauben, verlegte die Familie der US-Amerikanerin Susila Heath ihrer Tochter zuliebe und wegen der musikalischen Infrastruktur der Stadt ihren Aufenthalt nach Salzburg. Die traditionelle Strahlkraft des Mozarteums wird ergänzt durch die spezialisierte Ausbildung in die Breite. So existiert das Schulorchester des Musischen Gymnasiums bereits 45 Jahre mit dichter Vernetzung in die hiesige Hochkultur-Landschaft und ausgedehnten Konzertreisen. Entsprechende Organisation durch Schulverwaltung und eigenen Verein im Hintergrund bietet die unabdingbare Basis für Absicherung.
Der Motor für diese Entwicklung aber ist die Lehrerschaft, die durch ihr Engagement Möglichkeiten eröffnet und anregende Entwicklungsräume schafft. Die Lust, für die Nachkommenden zu gestalten, legt intrinsische Motivation frei und setzt die Basis für kulturelle gesellschaftliche Interaktion. Die edelste Rolle des Lehrers: am Schluss den Jungen zu dienen, die sich selbständig artikulieren. Das macht die Solistenkonzerte der Maturanten zum Symbol. Am Ende ihrer Schullaufbahn haben sie sich fokussiert präsentiert, werden das Erreichte beruflich fortführen – oder andere Wege beschreiten.