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Wegen dem schrecklichsten aller Präsidenten...

STIFTUNG MOZARTEUM / ORGEL & FILM

15/11/18 „Warren G. Harding war der schrecklichste Präsident, den die USA je hatten, verstrickt in Skandale um Geld und Korruption. Aber vielleicht rutscht er jetzt zurück auf den zweiten Platz. Wir hatten ja vor zwei Jahren in den USA diese tragische Wahl. Der Film zeigt, dass sich nichts ändert in hundert Jahren.“ So der amerikanische Orgelvirtuose und Stummfilmbegleiter Dennis James.

Von Heidemarie Klabacher

In der Reihe Orgel & Film bringt die Stiftung Mozarteum zweimal im Jahr analog auf surrendem Projektor abgespielte Stummfilmklassiker auf die Leinwand im Großen Saal - begleitet, untermalt und zu furioser Wirkung verstärkt durch den amerikanischen Orgelvirtuosen und Stummfilmbegleiter Dennis James. Am Dienstag (13.11.) also an der Reihe Amerika von David Wark Griffith aus dem Jahr 1924, entstanden also ein Jahr nach dem Tod des, laut Dennis James, „schrecklichsten“ aller US-Präsidenten Warren G. Harding.

Ob der 45. Amtsinhaber den 29. tatsächlich vom Stockerl des Schreckens stürzen wird, wird die Geschichte weisen. Der Stummfilm Amerika aus jedenfalls erzählt davon – virtuos unterstützt von Dennis James – wie Amerika einst begonnen hat, „great“ zu werden. Mit durchaus zweifelhaften Mitteln.

Es geht um die Unabhängigwerdung der englischen Kolonie Amerika. Königstreue und unverbrüchlich auf England und König George III. eingeschworene Kolonisten stehen solchen gegenüber, die sich von der alten Heimat loslösen wollen. Will ihnen diese doch auch in der Fremde keine Rechte zugestehen, sondern weiterhin nur Steuer-Pflichten aufbürden. Zwischen ihnen gibt es ehrlich-blutigen Krieg.

Doch es gibt auch noch jene, die auf der Folie dieses Kampfes ihr eigenes blutiges Süppchen und ihre Machtgelüste köcheln lassen. Wie Captain Walter Butler, mit dessen Namen das Cherry Valley-Massaker vom 11. November 1778 – schau an, fast ein Jahrtag! – verbunden ist. Dieser hat sich auch der „Wilden“,der Ureinwohner Amerikas, für seine blutigen Intrigen bedient. Die Indianer kommen nicht gut weg.

Tatsächlich ist ein weiterer auf US-Geschichte basierender Film von David Wark Griffith, Geburt einer Nation, wegen des verzerrenden Bildes, das er dort von den Afroamerikanern zeichnet, bis heute umstritten. Die Gründung des Klu Klux Clans kommt dort als keine Üble Sache daher. Ganz zu schweigen von der auch in Amerika eingesetzen und noch jahrzehntelang schier unausrottbaren Praxis, statt schwarze Darstellerinnen und Darsteller einzusetzen, weiße Künstler schwarz anzumalen.

Dennoch hat schon der 1915 uraufgeführte Monumental-Stummfilm von 187 Minuten Spielzeit Geburt einer Nation rein technisch Filmgeschichte geschrieben. Etwa mit den grandiosen Aufnahmen im Freien, den subtilen Landschaftsaufnahmen, oder den perfekt choreografierten Kämpfen. Nicht zu vergessen der virtuose Einsatz von echten Kanonen.

Das gilt auch für Amerika, wo man sich nicht satt sehen kann besonders an den Ritten des Helden, der in Echtzeit auf weißem Pferd durch Steppen und Wälder galoppiert, über Hecken und Bäche springt und den Betrachter geradezu Daumen halten lässt, dass dies alles noch einmal gut geht. Im Graben landen die Verfolger... Der Kameramann muss ein gleich guter Reiter gewesen sein, wie der Hauptdarsteller. „Das Schicksal einer Nation reitet in dieser Nacht“, heißt es grandios pathetisch in einem der vielen eher geschwätzigen Filmtexte.

Der amerikanische Orgelvirtuose und Stummfilmbegleiter Dennis James tat an der Propter Homines Orgel im Großen Saal des Mozarteums alles, um diese Spannung noch zu steigern, indem er wahre Hexenritte Musik werden ließ. Herrlich emotional, und wohltuender Kontrast zu den vielen Schlachtenszenen, sind die musikalisch in schwebenden Registerfarben behutsam untermalten Liebesbezeugungen zwischen diesem mutig galoppierenden Helden und schüchternen Liebhaber und der Tochter eines besonders königstreuen Engländers von Adel. Schon als Soldat im Schützengraben staatstragend, weitblickend und würdevoll gibt sich der Rebellen-General George Washington. Er war ja dann auch ganz OK als erster Präsident...

Wie genau Dennis James die Emotionen der Protagonisten, und vor allem wie elegant er Stimmungswechsel und Übergänge musikalisch mit zu zeichnen versteht, durfte man in der Reihe Orgel & Film ja schon oft erleben. Ein Erlebnis ist es jedes Mal wieder.

Bilder: dpk-klaba

 

 

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