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Erde und Luft am Flügel

STIFTUNG MOZARTEUM / KLAVIERDUO BUNIATISHWILI

08/06/18 Es ist ein eigener Zauber um Schwestern, die Klavier spielen und als Duo auftreten. Die Georgierinnen Khatia und Gvantsa Buniatishwili, gerade ein Jahr auseinander, gehören der jungen Generation an. Khatia macht auch als Solistin große Karriere. „Gvantsa ist Erde, ich bin Luft“, meint sie zum geschwisterlichen Spiel.

Von Gottfried Franz Kasparek

In der Tat wirkt Gvantsa Buniatishvili geerdeter als die „große“ Schwester, deren stupende Virtuosität etwas Leichtes, Sinnlich-Duftiges hat. Beide sind perfekte Pianistinnen, wie sich am Donnerstag (7.6.) im Großen Saal des Mozarteums zeigte. Die Fingerfertigkeit ist atemberaubend, selbst die vertracktesten Passagen der gewählten Virtuosenstücke klingen so selbstverständlich wie eine ganz natürliche Klangsprache. So brillant die Töne aus den Steinways perlen, so wenig wirken sie bemüht. Im Wechselspiel ergibt sich an zwei Klavieren immer wieder ein faszinierendes Panorama von Farben und Stimmungen, mit pastoser Schwermut unterfuttert und gewaltig aufrauschend in Sergej Rachmaninows Suite op. 17/2, einem Werk symphonischen Zuschnitts.

Voller Witz und Laune und mit südlichem Temperament gelingt unmittelbar danach die herrliche „Scaramouche“-Suite von Darius Milhaud. Deren teils irrwitzig schwierige Klavierläufe und rhythmische Prägnanz stellen die Schwestern offenbar vor keinerlei Probleme. Was aus den Tasten kommt, ist die pralle Lebensfreude brasilianischer Tanzlust.

Vor der Pause gibt’s dann einen Abstecher ins vierhändige Milieu. Die Damen teilen sich einen Flügel, um eine weitere Originalversion aufzuführen – besser gesagt mit Verve applaustreibend in den Saal zu schleudern: Franz Liszts zweite „Ungarische Rhapsodie“. Da wird einem richtig warm, obwohl die voll aufgedrehte Klimaanlage im Großen Saal des Mozarteums sich auf einem Ecksitz höchst unangenehm bemerkbar macht. Es ist halt Sommer und da schwitzt man, o Schreck. „It.s Summertime“. Muss man da gleich mit Eiseskälte überflutet werden?

Nach der Pause wieder Stücke für zwei Klaviere. Percy Grainger hat anno 1951 eine entsprechende Suite aus George Gershwins „Porgy and Bess“ zusammengestellt, die alle Hits atmosphärisch aneinanderreiht. Die Buniatishvilis zeigen dabei, dass sie auch wundersame Stimmungen wie eine berührend schlichte „Summertime“ mit Hingabe treffen können. Und man ertappt sich dabei, darüber nachzudenken, warum dieses Meisterwerk der Oper des 20. Jahrhunderts auf Salzburger Bühnen beharrlich ignoriert wird.

Am Ende dann Maurice Ravels „La Valse“ – wahrlich ein Tanz auf dem Vulkan, auch in des Komponisten eigenhändiger Fassung für zwei Klaviere. Die Kunst von Katia und Gvantsa Buniatishvili ist es, das Geschehen ganz organisch, nie zu laut und trotz hämmernder Attacken immer klangschön zum orgiastischen Höhepunkt zu führen. Der mündet natürlich in einem Beifallsorkan, der mit Zugaben belohnt wird, beendet mit dem unwiderstehlichen Charme eines ungarischen Tanzes von Brahms.

Bild: YouTube

 

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