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Vogelflug und Wassernixe

DIALOGE / TSCHECHISCHES

30/11/17 Heute Donnerstag (30.11.) wird das Festival Dialoge der Stiftung Mozarteum eröffnet. Das oenm unter Johannes Kalitzke spielt Arnold Schönbergs „Erwartung“ und „My Life without me“ von Miroslav Srnka. Der Tscheche ist Composer in Residence. Seine Werke ziehen sich bis Sonntag (3.12.) leitmotivisch durch die Dialoge.

Von Heidemarie Klabacher

„Jeder der Vögel folgte seiner eigenen Kurve, alle gemeinsam tanzten in fantastischen 3D-Formen. Das brachte mich zu einer neuen Art von Kontinuität für eine melodische Stimme und Polyphonie, die organischen Kurven folgt.“ Studien über intelligente Verhaltensweisen der Naturkollektive – „Schwarmintelligenz“ hätten ihn ebenso inspiriert, wie die Möglichkeiten zur Darstellung dreidimensionaler Krümmungen in der Computergrafik. In mehrere Werke seien diese Vorstellungen eingeflossen. Fließende monodische Strukturen hätten sich verdichtet zur vierstimmigen Polyphonie und sich schließlich einer „wirklichen Schwarmpolyphonie“ entwickelt. 2

„Die Struktur langer, durchgängig fließender Kurven“ bewirke, dass sich im Gedächtnis der Hörer keine klar definierten Objekte“ festsetzen. Daher könnten auch „unspektakuläre Momente plötzlich unerwartet auffällig werden“, schildert Srnka Effekte einer Musik. Dann sei es, „als ob kleine, in die Linientextur platzierte Sprünge das Gedächtnis aktivierten, als ob Gedächtnisspuren – Engramme - als biophysikalische oder biochemische Veränderungen im Hirn abgelegt würden.“

Und so heißt Miroslav Srnkas im Jahr 2011 komponiertes Streichquartett: „Engrams“. Geschrieben wurden sie für das Quatuor Diotima als Auftragswerk des Printemps des Arts Monte-Carlo und der Kasseler Musiktagen. „Sie sind mein vierter Versuch, ein Streichquartett zu schreiben. Streichinstrumente waren für mich immer ein Feld für Experimente. Und des Versagens. Vielleicht stehen deshalb in meinem Komponieren die Streicher für die Kontinuität, weil es mir für sie am leichtesten fällt, komplexe Dinge zu schreiben.“

Auch bei den Dialogen wird das Quatuor Diotima Srnkas Streichquartett „Engrams“ spielen – am Freitag (1.12.), zusammen mit Srnkas Streichquintett „Pouhou vlnou / Qu’une vague“ aus dem Jahr 2008. Der Titel ist ein Zitat aus dem Libretto von Antonín Dvoráks Oper „Rusalka“. „Die Worte ‚pouhou vlnou‘ werden von der Titelheldin gesungen, der unsichtbaren, in einen Prinzen der Menschenwelt leidenschaftlich verliebten Wassernixe: Sie beschreibt sich selbst als ‚nur eine Welle‘ in den Augen des Geliebten“. Sein Klavierquintett bestehe auch „nur“ aus dynamischen Wellen. „Die Wellengipfel am Anfang der Komposition zerstören fast das Material dazwischen“. Dieses bestehe aus einfachen repetitiven Patterns und variiere die möglichen Kombinationen von Soli, Duetten, Trios und Quartetten.

Gut zum Rusalka-Motiv passen denn zwei Werke eines weiteren Tschechen - Leoš Janáceks Streichquartette Nr. 2 und Nr. 1 „Intime Briefe“ und „Kreutzersonate“. Neben dem Composer in Residence Miroslav Srnka und Mozart gelten Janácek und Dvorak Streiflichter im Dialoge-Programm. So wird im Orchesterkonzert am Samstag (2.1.2) mit dem Münchner Kammerorchester Antonin Dvoraks Serenade E-Dur op. 22 erklingen.

Dialoge – Donnerstag 30. November bis Sonntag (3.12.) - www.mozarteum.at
Bilder: ISM/Vojtech Havlik

 

 

 

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