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Romantik-Facetten

KULTURVEREINIGUNG / BRUSSELS PHILHARMONIC 2

17/11/17 Auch am Donnerstag (16. 11.) bewies Belgiens orchestrales Aushängeschild unter seinem Chefdirigenten Stéphane Denève mit Werken von Turnage und Ravel in Großen Festspielhaus Weltklasseformat. Als Solist brillierte Lars Vogt im Grieg-Klavierkonzert.

Von Horst Reischenböck

Mark-Anthony Turnage wikte in den späten 1980ern unter den Fittichen von Simon Rattle vier Jahre in Birmingham als „Composer in Association“. Für 2014 beauftragte Brügge den Engländer zu einem Werk als Erinnerung an den Ersten Weltkrieg. Turnage reiste für „Passchendale“, so der titelgebende Name eines vor hundert Jahren total zerstörten flandrischen Dorfs, zum Schlachtfeld von Ypern. Unter dem Eindruck der dort gefallener Soldaten schrieb Turnage aber nicht ein Schlachtengemälde, vielmehr schuf er eine an der Oberfläche trügerische Idylle, die aus Posaunenfanfaren in absteigende Todes-Skalen mündet, zum Cluster verdichtet, aus dem Signale wie Nebenschwaden aufsteigen, um dann leise zu verdämmern. Gut zehn Minuten Musik in einer neoromantischen Klangsprache. Brussel Philharmonic hat das Stück im Großen Festspielhaus zur österreichischen Erstaufführung gebracht.

Der eher verhaltene Beifall steigerte sich dann vehement zum willkommenen Wiedersehen mit dem Pianisten Lars Vogt. Einige romantische Klavierkonzerte springen ja spontan an und bleiben schon durch den Anfang unverwechselbar im Gedächtnis. So die Nummern 2 von Saent-Saëns und Rachmaninow oder der Tschaikowsky-Erstling. Edvard Griegs a-Moll-Opus 16 zählt genauso dazu, Prototyp eines romantischen Werks, absolut wirkungsvoll und dankbar für Interpreten. Und es war einst doch ein Schmerzenskind, an dessen Gestalt Norwegens Nationalkomponist bis zum Lebensende feilte. Grieg hatte Probleme mit Großformatigem und hielt deshalb auch seine einzige Sinfonie hintan.

Lars Vogt griff beherzt und wirkungsvoll für vollmundig eröffnenden Kaskaden in die Tasten des Steinways und ließ sich dann willig in die kantablen Dialoge mit Stéphane Denève und seinem detailfreudig folgenden Orchester ein. Zart wie Samst und verinnerlicht verhalten breiteten die Streicher den Teppich zur lyrischen Hymne im nachfolgenden Adagio aus. Schließlich stanzte Lars Vogt sehr bewusst die rhythmisch sperrigen Widerstände im Finale heraus. Den Jubel dankte er intim durch ein Chopin-Nocturne.

Wie schon abends zuvor war der zweite Teil dann erneut Ballettmusiken gewidmet. Nach Strawinskys fulminantem „Feuervogel“ folgte diesmal jene populäre 2. Suite, die Maurice Ravel aus „Daphnis und Chloé“ zog. Schon das eröffnend pastoral impressionistische „Lever de jour“ ließ die aufsteigende Sonne prachtvoll glänzend erblühen. Hier und in der anschließenden romantischen Pastorale konnte sich die exzellente Holzbläsergruppe ins rechte Licht setzen, angefangen bei der liebevolle Zärtlichkeit atmenden Flötistin. Im abschließenden Danse générale sog Stéphane Denèves animierender Taktstock die Brussels Philharmonic förmlich in den atemberaubenden Taumel eines grandios überwältigenden Bacchanals hinein.

Heute Freitag rund ums Grieg Konzert: Connessons „Flammenschrift“ und die „Eroica“ von Beethoven – www.kulturvereinigung.com
Bild: imgartists.com / Drew Farrell (19; www.larsvogt.de / Anna Reszniak (1)

 

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