Auf Entdeckungsreise
UNI MOZARTEUM / INSTITUT FÜR MOZART INTERPRETATION
12/06/17 „Das Salzburger Lied um Mozart“: Das abwechslungsreiche Programm war den Besuch in der Frohnburg wohl wert. Wolfgang Brunner entriss mit der (Wieder-)Aufführung eine Kantate von Luigi Gatti dem Vergessen.
Von Horst Reischenböck
Liedgesang spielte sich im 18. Jahrhundert auch in Salzburg vornehmlich in privaten Kreisen ab. So war es absolut logisch, die Werkfolge im Konzertsaal des Schlosses an der Hellbrunner Allee zu präsentieren. Das Institut für Mozart Interpretation (Schwerpunkt: Musiktheater) war der Veranstalter, vier Soprane und ein Bariton waren aufgeboten und die Kopie eines Hammerflügels von 1805 garantierte Mozart-affine Klänge.
So widmeten sich vorerst Leonie Stoiber und Pianistin Yukie Yamazaki jenen einzig bislang aufgefunden und mittlerweile Leopold Mozart zugeordneten drei einfachen Strophen-Liedern, die früher von Köchel seinem Sohn untergejubelt wurden. Größere Bandbreite an Gestaltung durfte danach Jakob Mitterrutzner, begleitet von Carlos Goikeotxea, an drei anspruchsvoller gestalteten Liedern Michael Haydns zeigen.
Franz Xaver Mozart kann man nicht wirklich guten Gewissens unter Salzburger Lied-Schaffen einordnen, aber jedenfalls zeigen dessen Lieder einen gleichsam Quantensprung an Entwicklung in Richtung Frühromantik, beispielsweise in der dramatischen Text-Deutung von Friedrich Schillers „An Emma“ op. 24. Auch, was den wesentlich anspruchsvolleren Klavierpart betrifft, in dem Jan Bratoz Charlotte Brooks entsprechen assistierte.
Mozarts „Der Zauberer“ KV 472 gestaltete vor der Pause dann Johanna Kapelari zu einer witzigen kleinen Szene, von Carlos Goikoetxea einfühlsam untermalt. Schade, dass ihr Lehrer sie für als Abschluss gedachte „Die Alte“ KV 517 als zu jung empfand und ihr davon abriet.
Der zweite Teil galt dann einer veritablen Entdeckung, von Eva Neumayr aus dem Dommusikarchiv ausgegraben, das offenkundig nicht nur sakrale Werke birgt. Der aus Lazise am Gardasee stammende Luigi Gatti war als letzter Hofkapellmeister in Diensten eines regierenden Fürsterzbischofs Vorgesetzter von sowohl Leopold wie Wolfgang Amadé Mozart. Er blieb auch nach der Säkularisation in Salzburg und komponierte hier schon zuvor von Georg Philipp Telemann und Abbé Johann Georg Vogler vertonte Worte Karl Wilhelm Ramlers. Im 18. Jahrhundert vor allem durch „Der Tod Jesu“ bekannt, Vorlage für Passions-Musiken von Carl Heinrich Graun und dem Bückeburger Bach-Sohn Johann Christoph Friedrich.
Seine Version von „Ino“ bezeichnete Gatti als „Cantata a voce sola coll' l'accompagnamento del Forte-piano“. Ino ist eine Dame aus der griechischen Mythologie. Eigentlich ruft die Komposition nach Orchestrierung, aber Gatti musste sich 1812 in Salzburg eben aus Mangel an Musikern einzig auf Klavierassistenz beschränken. Wolfgang Brunner übertrug die Noten aus der Handschrift in brauchbar moderne Notation und weckte das Stück nun aus dem Dornröschenschlaf. Schon in der Introduzione schürfte er die lautmalerisch und durchaus instrumental gedachten Vorstellungen aus den Tasten. Lucia Hausladen engagierte ihre Stimme gekonnt für die dramatisch anspruchsvoll fordernde Vorlage. Ihr Einsatz wurde entsprechend bedankt, für ein Werk, das Luigi Gatti als Komponisten auf der Höhe seiner Zeit zeigt.