Mit unterschwelligen Salzburg-Bezügen
SOLITÄR / KLANGREISEN / BENNEWITZ QUARTET
06/06/17 Aller guten Dinge sind drei: Als letztes im Angebot begeisterte das Bennewitz Quartet aus Prag zum Abschluss des Internationalen Kammermusikzyklus 2016/17 im Solitär der Universität Mozarteum.
Von Horst Reischenböck
Namensgeber Antonín Bennewitz (1833-1926), gleichaltrig mit Johannes Brahms, wirkte ab 1860 für etliche Jahre als Konzertmeister in Salzburg. Seinen Schülern verdankte danach die böhmische Geigenschule internationalen Ruhm. Von der Optik her kaum zu glauben: Das jugendlich wirkende Bennewitz Quartet, das bei Rainer Schmid vom Hagen Quartett studierte und vergangenen Donnerstag (1. 6.) erneut in Salzburg zu Gast weilte, tritt auch wiederum schon fast 20 Jahre lang auf.
Eigentlich war ein rein tschechisches Tournee-Programm gedacht gewesen. Veranstaltern schien aber wohl Bohuslav Martinů als wenig verkaufsfördernd, sodass ihn Joseph Haydn ersetzte. Seine Musik einte mithin die Auftritte aller drei Quartett-Formationen dieser Saison in den „Klangreisen“.
So erklang also zu Beginn „Der Scherz“, als Übersetzung des in England dem Streichquartett in Es-Dur Hob.III:38 beigefügten Titels „The Joke“. Vor allem im Finale entpuppt sich handfest Haydns sprichwörtlicher Humor in den mehrfachen Überraschungen, die Hörerwartungen zuwiderlaufen. Die Spieler selbst wirkten, dem Gesichtsausdruck nach zu urteilen, amüsierten: Jakub Fišer und Štěpán Ježek, Violine, Jiří Pinkas. Bratsche, und Štěpán Doležal, Violoncello, ließen estrotzdem an notwendiger Ernsthaftigkeit bei der Aufführung nicht fehlen.
Danach vergossen die Vier ihr Herzblut an Leoš Janáčeks Erstes Steichquartett, russophil inspiriert durch die literarische Vorlage von Leo Tolstois Roman „Kreutzersonate“. Leider wird es weit weniger oft gespielt als die nachfolgenden „Intimen Briefe“. In denen ist die Viola Träger der Liebesbotschaft, während hier der Geschlechterkampf vornehmlich zwischen den beiden einander gegenüber postierten Polen von Jakub Fišers Geige und dem souverän maskulinen Violoncello in Štěpán Doležals Händen ausgetragen wird. Die Binnenstimmen traten demgegenüber doch etwas in den Hintergrund, beteiligten sich aber gleichermaßen intensiv leidenschaftlich durchpulst an dieser in allen Details faszinierenden Deutung.
Bennewitz war später Direktor des Prager Konservatoriums und direkter Vorgänger von Antonín Dvořák. Dessen G-Dur-Quartett op. 106, geschaffen nach dem bereits noch in den USA begonnen aber erst danach beendetem Schwesterwerk in As-Dur, bildete nach der Pause den ausgedehnten Abschluss. Im Molto vivace an dritter Stelle schimmern noch irgendwie Reminiszenzen an den Amerika-Aufenthalt durch, während der Kopfsatz genussvoll Idylle verbreitet, ähnlich Dvořáks späterer Konzertouvertüre „In der Natur“ (übrigens unter Bennewitz' Dirigat uraufgeführt). Der langsame Satz wiederum bot auch Jiří Pinkas Gelegenheit, seine Viola sonor breit tönen zu lassen.
Als Zugabe dann noch ein Salzburg-Bezug: Ein erfrischender Teil des Pflichtstücks zum Prémio Paolo Borciani, mit dessen Gewinn 2008 das Bennewitz Quartet die internationale Karriere begründete. Komponiert von Giovanni Sollima, der auch am Mozarteum studierte.