Um die Welt herum getanzt
NEUJAHRSKONZERT / CAMERATA SALZBURG / NATALIE CHEE
02/01/17 Josef Radauers Programmideen dünken schier unerschöpflich. Auch heuer bündelte er der Camerata eine abwechslungsreiche Werkfolge. Mit ihr wird das Orchester nach zweimal zu Sylvester und Neujahr Ende dieser Woche auch noch in Dornbirn und in Luzern gastieren.
Von Horst Reischenböck
Nach der zum Auftakt prachtvoll animiert dargebotenen Ouvertüre zu Gioacchino Rossinis Oper „Die Italienerin in Algier“ und drei Tänzen aus dem Ballett „La boutique fantasque“ löste der Kontabassist Josef Radauer Konzertmeisterin Natalie Chee in der Moderation ab und erläuterte so manche seiner Gedanken, die ihn beim diesjährigen Konzept beeinflussten. Etwa was ihm, maskulin, bei der weiblich dominierten Abfolge von Anitras Tanz aus Edvard Griegs „Peer Gynt“, Manuel de Falls rituellem Feuertanz aus dem Ballett „Der Liebeszauber“ oder der Carmens Habanera von Georges Bizet – ihre Vokalstimme in der Hauptsache vom Solotrompeter perfekt ersetzt – durch den Kopf ging. In allen Fällen geht es für den Mann schlecht aus…
Von Spanien ging es dann nach Südosteuropa, am Beispiel der packend dargebotenen Rumänischen Tänze von Béla Bartók, in denen sich Natalie Chee auch erstmals solistisch ins Rampenlicht setzen konnte. Auch Johann Strauss' Walzer „Wo die Citronen blühn“ macht uns den Süden schmackhaft, er diente als Überleitung zu einem Gedankenflug weiter in nah- und fernöstliche Gefilde nach der Pause: Zwischen dem Egyptischen und dem Persischen Marsch sowie dem Csárdás aus der Oper „Ritter Pázmán“ war der Walzer „Die Osmanen“ von Joseph Lanner ein absolutes Novum.
Aus Lanners Orchester ging bekanntlich Strauss' Vater hervor, der mit seinem Chineser-Galoppe weiter und zu Fritz Kreislers Tambourin Chinois führte. Den Sprung über den Pazifik machte zuerst einmal die sechsköpfige „Camerata Brass Band“ inklusive Dusan Kranjc als exzellentem Jazz-Posaunisten, mit einem Glenn Miller-Medley schmackhaft. Südamerika wiederum wurde zunächst mit Argentinien durch Astor Piazzollas Libertango angesprochen. Die Klarinettistin Monika Wisthaler begeisterte danach für die Brasiliera aus Darius Milhauds „Scaramouche“ durch Wechsel zum Saxophon, bevor der bekannte Schlager „Tico Tico no Fubá“ von Zequinha de Abreu, für Costa Rica ins Rennen geschickt, dann das offizielle Ende markierte.
Alles in allem vergnügliche zwei Stunden Musik am Silvesterabend und am Nachmittag des 1. Jänner, in gewohnter Weise von der Camerata mit Spielwitz und Freude am Musizieren dargeboten. Eine Stimmung, die sich eins zu eins auf das Publikum im Großen Saal des Mozarteums übertrug. E ist schon eine liebgewordene Tradition, dass die Mitglieder des Orchesters ihre Neujahrswünsche in der jeweiligen Muttersprache übermitteln. Die Vorfreude aufs nächste Mal ist jedenfalls garantiert!