Weltklasse zu Gast
UNI MOZARTEUM / „KLANGREISEN“
22/11/16 Der Montag (21.11.) bescherte Kammermusikfreunden das Debüt des Cuarteto Quiriga im Solitär. Spaniens Aushängeschild auf dem Sektor Streichquartett begeisterte spontan, zum Schluss zusammen mit Veronika Hagen.
Von Horst Reischenböck
Mehrfach preisgekrönt und längst international im Spitzenfeld positioniert: Das Cuarteto Quiriga ist derzeit Residenzensemble in der Funcación Museo Cerralbo in Madrid und wurde jüngst zum Quartett der Stradivari Palatin-Sammlung des königl. Palasts ernannt. Die Gruppe holte sich ihren Feinschliff bei Mitgliedern renommierter Vorbilder wie den Hagens, dem LaSalle und dem Alban Berg Quartett.
Dankenswerterweise huldigt der internationale Kammermusikzyklus „Klangreisen“ in dieser Saison auch mehrfach dem Schöpfer des Genres, Joseph Haydn. In diesem Sinne begannen die Gäste ihre Vortragsfolge mit dem „Vogelquartett“ in C-Dur Hob. III:39, der Nr. 3 des „Russischen“-Opus 33, das der Komponist selbst als „auf eine gantz neu Besondere art“ geschrieben anpries. Ein Höhepunkt innerhalb seines Schaffens, auf dessen Niveau noch zahlreiche weitere Quartette folgen sollten. Von den Spaniern, die aus der Partitur heraus musizierten, wurde dies vom ersten Einsatz an über das dunkel gefärbte Menuett bis zum folkoristisch „zwitschernden“ Finale hinein detailliert vor Ohren geführt. Subtil, zart und bestimmt durch das vis-á-vis von Primarius Aitor Hevia und Cellistin Helena Poggio, dazwischen eingebettet Cirbrán Sierra am 2. Geigenpult und die Bratsche in Händen von Josep Puchades.
Haydns Vorbild regte Mozart dazu an, sich erneut mit der Gattung auseinander zu setzen. Frucht seines Bemühens war das dem Freund gewidmete halbe Dutzend, dem er mit dem ebenfalls in C-Dur stehenden „Dissonanzenquartett“ KV 465 einen bekrönenden Gipfel aufsetzte. Schon die namensgebende Einleitung, mit der Wolfgang eigentlich nur Vater Leopolds Vorbild dessen 4. Divertimentos a tre voci vertieft weiter spann, führte das Cuarteto Quiroga eindrucksvoll in jene schmerzlichen Klänge hinein, die Zeitgenossen als befremdlich „distonierend“, ja fehlerhaft im Hinblick auf das Genie ansahen. Präzise bereiteten die Spitzenkönner den anschließend geistvoll vierstimmigen Dialog faszinierend durchhörbar auf.
Das Programm lief unter „Meisterwerke in C“ und verharrte nach der Pause, anstatt vielleicht logisch konsequent in Blick auf die Wiener Klassik zu Ludwig van Beethovens Drittem “Rasumowski“-Quartett op. 59 weiter zu führen, nochmals beim Genius loci. Mit seinem Streichquintett KV 515, jenem Typ, zu dem Haydn nichts beizutragen wusste. Weil, wie durch Ferdinand Ries auf Anfrage als lakonische Antwort überliefert, Haydn „immer mit vier Stimmen genug gehabt“ habe. Hier fügte sich nun zu Mozarts Meisterwerk nach längerer Absenz vom Podium Veronika Hagen perfekt integriert ins Ensemble, das mit ihr schon früher musiziert hatte. Mit Mozarts bevorzugtem Kammermusikinstrument Viola führte sie vor allem im Andante wunderbar beherzt-beredt thematische Zwiesprache mit dem 1. Geiger. Ähnlich dem Duett innerhalb der Sinfonia concertante, beglückend, und als nochmaliger Höhepunkt entsprechend bejubelt.