Ehrliche Herbstdepression
ARGE KULTUR / OPEN MIND FESTIVAL / PAUL PLUT
21/11/16 „Ois wos guat is in da Wöd, konnst in a Tuchant aus Lärchnhoiz legn....“ Und so klingt auch der fast ein wenig depressive Sound der Lieder des steirischen Sängers Paul Plut. In seinem ersten Soloprogramm präsentiert er mit dunkler Dialektmusik eine Grenzwanderung zwischen Tanz und Tod.
Von Thomas Weiss
In der österreichischen und süddeutschen Musiklandschaft ist Paul Plut aufgrund seiner künstlerischen Tätigkeit mit der Deutschpop- Band Viech und mit dem Duo Marta längst kein Unbekannter mehr. Im Zuge des Open Mind Festivals der ARGEkultur präsentierte der Sänger am Donnerstag (17.11) sein erstes Soloprojekt. Für das Album „Lieder vom Tanzen und Sterben“ erscheint bis Oktober 2017 monatlich eine Single, die der Musiker allesamt selbst schreibt und produziert.
Es ist das dritte Mal, dass ich mit meinem Soloprojekt und unter meinem echten Namen auftreten darf“, so der gebürtige Ramsauer, der das Publikum auf eine Reise in sein Leben mitnahm. Es sind minimalistisch Klänge, die Paul Plut mit ein paar Toneffekten mischt, um seine tief gehenden Texte zu vermitteln. Die rauchige sonre Stimme brennt dem Zuhörer die Botschaften der Songs im österreichischen Dialekt besonnen aber intensiv ein. Der „Gospel-Dialekt“ wird musikalisch abwechslungsreich mal bluesig zärtlich oder durch pulsierende Noise-Gitarren begleitet.
Mit dem Titel „Wer“ etwa erzählt der Sänger von seinem Umzug nach Graz, seiner ersten Wohnung und dem Blick aus dem Fenster auf die Straße vor einer Bar und die Menschen, die sich dort so herumtrieben: „A Haufn Gsichta. A Haufn Trottln. Stö di her. Oana mehr.“ Das Auf und Ab des Lebens ist in seinen Liedern vom Ende omnipräsent. Der Teufel erscheint ihm etwa in dem Stück „Teifi“ im Traum. Während die Botschaft erdrückend anmutet, klingt der Song wie Musik aus einem Alpen-Western. Den Kampf gegen den eigenen Unglauben verarbeitet er in dem Lied „ Vota“, indem er den heiligen Vater in steirischem Dialekt-Gospel bittet ihn doch nicht zu verlassen.
Wenn Paul Plut mit dem Lied „Sunn“ Erinnerungen und Momente aus der alten Heimat Ramsau verarbeitet, darf ein Song auch mit einem Dur-Akkord beginnen. Und das nicht der einzige Song dieser Art: Seine Oma habe angeregt, er solle doch auch lustige Stücke ins Programm nehmen. Seine Version des Volksliedes „In die Berg bin i gern“ war schlichtweg berührend.
Mit dem Lied „Kreis“, das die Geschichte einer mexikanischen Witwe erzählt, die sich jedes Jahr auf den Tanz mit ihrem verstorbenen Mann am Tag der Toten (Día de Muertos) freut, beendete Paul Plut die Grenzwanderung zwischen Fliegen und Fallen.
Ein äußerst authentisches Konzert, nach dem man sich gerne noch etliche Stunden mit dem Sänger über „Tanz und Tod“ unterhalten hätte.
Bild: ARGE/Gerfried Guggi