Es können auch Symphonien sein...
UNIVERSITÄT MOZARTEUM / HERBSTTÖNE
15/11/16 Gleich im Eröffnungskonzert (18.11., 18 Uhr im Solitär) etwas Originelles: Beethovens „Siebente“ in einer Fassung für zwei Klaviere. Die ist ja einst zu ihrem Titel „Apotheose des Tanzes“ deshalb gekommen, weil Wagner dazu tanzte. Am Klavier saß damals in Venedig Franz Liszt, alleine.
Von Reinhard Kriechbaum
Am selben Abend bei den „HerbstTönen“ ist auch die „Pastorale“ zu hören, in einer Fassung für Streichsextett von Michael Gotthard Fischer. Seine „Zweite“ hat Beethoven selbst in ein Klaviertrio verwandelt (zu hören am Sonntag (20.11.). Für das Programm „Wendezeiten“ am Samstag (19.11.) bietet man eine namhafte Delegation aus dem Institut für Alte Musik auf, von Dorothée Oberlinger (Blockflöte) bis Hiro Kurosaki (Barockvioline). Wolfgang Redik (im Bild mit Andreas Schablas) dazu: „Es war uns für die HerbstTöne wichtig, die großen künstlerischen Departments des Mozarteums gut vertreten zu wissen, insbesondere die Streich-, Tasten- und Blasinstrumente.“
Lukas Hagen hat das Festival „HerbstTöne“ ins Leben gerufen – als einen Impuls, der zeigen sollte: Auch im 21. Jahrhundert muss Kammermusik nicht ein Dasein als „Nischenprodukt“ fristen. Es sind vielleicht nicht die Massen, aber doch erfreulich viele Musikhörer, die sich von Qualität und ansprechenden Programmen rufen lassen. Heuer findet das herbstliche Kammermusikfestival zum fünften Mal statt, von 18. bis 20. November. Die „HerbstTöne“ stehen unter neuer, gremialer Leitung. Der Geiger Wolfgang Redik ist an der Universität Mozarteum Professor für Kammermusik. Michael Martin Kofler, Soloflötist der Münchner Philharmoniker, leitet eine Flötenklasse. Imre Rohmann, seit 2003 künstlerischer Leiter und Dirigent des Budapest Chamber-Symphony, unterrichtet Klavier.
„Einzelne Programmteile werden auch von Studierenden und Gastkünstlern bestritten, aber das Gros der Ensembles stellen die erfahrenen und weltweit konzertierenden Lehrenden unseres Hauses“, so Wolfgang Redik. Inhaltlich liege der Schwerpunkt auf Mozart, Beethoven und Schubert. Das wirke „vielleicht auf den ersten Blick konservativ“. Aber diese Trias wolle man in den Mittelpunkt stellen, „da sie auch den Fokus in unserer pädagogischen Tätigkeit an der Universität darstellen“, so die drei Professoren.
Raritäten gibt es ja trotzdem: beispielsweise gleich drei Bearbeitungen für Kammerensembles aus Beethovens symphonischem Schaffen. Den Quartetten und Quintetten für Bläser und Klavier von Mozart und Beethoven begegnet man ja auch nicht alle Tage. Das Beethoven-Quintett wird zusätzlich auch in der Version für Klavierquartett des Komponisten zu hören sein.
Am Samstag (19.11.) im Hauptabendprogramm (20.30 Uhr): eine Schubertiade, in der nicht nur das bekannte Lied „Der Hirt auf dem Felsen“ zu hören ist, sondern auch die viel rarere Liedvertonung „Auf dem Strom“. Einmal kommt die Klarinette zu Singstimme und Klavier, im zweiten Lied ein Horn. „Das Bestreben, die Musiker quer durch die Departments und quer durch alle Hierarchien miteinander musizieren zu lassen, ist sehr schön und gemeinschaftsfördernd“, sagt der Klarinettist Andreas Schablas. „Ob Professor, Dozent oder Studierender – in der Zusammenarbeit auf der Bühne sind wir alle auf einer Ebene und können alle voneinander lernen. Für mich persönlich hat die gemischte Kammermusik als solche einen hohen Stellenwert, weil ich sie auch am liebsten pflege. Mich persönlich hat reine Bläserkammermusik meistens ein bisschen unbefriedigt gelassen. Das gemeinsame Musizieren mit Streichern und Pianisten war für mich immer ein Gewinn und es sind auch wesentlich stärkere Werke dafür komponiert worden.“
Gängiges und Wohlbekanntes findet sich auch im Programm: Mozarts Klarinettenquintett, Schuberts Forellenquintett oder Beethovens Geistertrio. Die HerbstTöne enden mit einem Paukenschlag, mit Joseph Haydns gleichnamiger Symphonie, aber ebenfalls in kammermusikalischer Variante: In der Fassung von Johann Peter Salomon sind ein Klavier, eine Flöte und ein Streichquartett mit von der Partie – aber keine Pauke.
HerbstTöne, von 18. bis 20. November im Solitär. Der Festivalpass für alle acht Konzerte kostet 99 Euro (ermäßigt 49 Euro), Einzelkarten 20 bzw. 10 Euro. Karten vertreibt das Kartenbüro der Stiftung Mozarteum (Theatergasse 2), Tel.: 0662 873154, Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein! . – www.uni-mozarteum.at
Bilder: Universität Mozarteum