Preisregen eins
KULTURFONDS-PREISE 2015
25/11/15 Es ist immer schön für eine Stadt, wenn einer ihrer „Söhne“ oder einer ihrer „Töchter“ berühmt geworden ist. Das schmückt. Dabei ist Wolf Haas, Jahrgang 1960, gar nicht in Salzburg, sondern in Maria Alm am Steinernen Meer geboren worden. Aber egal. Der absandelnde Privatdetektiv Brenner hat seinem Schöpfer schon zahlreiche Preise eingebracht, nun auch den Internationalen Preis für Kunst und Kultur der Stadt Salzburg.
Von Heidemarie Klabacher
„Wolf Haas hat vorgeführt, dass auch Kriminalromane Menschenromane und Ortserkundigungen sind, solange sie mit eigener Sprache und also dem Sinn für Individualität erzählt werden.“ Niemand würde Jochen Jung je widersprechen, wenn er eine Laudatio auf einen Dichter hält. Und die Leser wissen es ohnehin schon längst: Krimis können „Literatur“ sein. Die Brenner-Krimis von Wolf Haas sind virtuos in den schrägen, bewusst gegen Grammatik oder Sprachfluss gebürsteten Formulierungen. Als Krimis folgen sie einem einigermaßen geradlinigen Handlungsverlauf. Virtuos komplex in Gesamtanlage und Struktur sind dagegen die Nicht-Kriminalromane „Das Wetter vor 15 Jahren“ und „Verteidigung der Missionarsstellung“, für die Wolf Haas mit dem Wilhelm-Raabe und mit dem Bremer Literaturpreis ausgezeichnet worden ist.
„Herausragende Lebenswerke und Leistungen in Kultur und Wissenschaft“ werden im Rahmen des Kulturfonds der Stadt Salzburg gewürdigt. Am Dienstag (24.11.) wurden die Kulturfondspreise 2015 überreicht. Es gehe dabei nicht nur um die Leistungen einzelner, so der Kulturfondsvorsitzende Bürgermeister Heinz Schaden, „sondern auch um das dahinter stehende ungeheure Potential in Kunst und Kultur, Wissenschaft und Forschung, ohne das Auszeichnungswürdigkeit nicht gedeihen könnte“.
Der Internationale Preis für Kunst und Kultur 2015 ging also an Wolf Haas. Den Internationalen Preis für Wissenschaft und Forschung hat Kirsten Schmalenbach erhalten. Die Völker- und Europarechtlerin an der Universität Salzburg setzt sich mit dem Recht von Internationalen Organisationen und mit Fragen nach dem Recht der internationalen Verantwortung für völkerrechtswidriges Handeln auseinander. „Ihre Themen spiegeln aktuelle Fragestellungen, bringen die Fragen des Weltgeschehens nach Salzburg – und zugleich ist Kirsten Schmalenbach ein ‚Exportschlager’ und damit Botschafterin der Universität und der Stadt.“ Nicht jede Laudatio ist von Jochen Jung.
Die „Annerkennung für ein Lebenswerk“ erhielt Kammerschauspielerin Julia Gschnitzer. Schon als kleines Mädchen wollte sie „Spielerin“ werden - Schauspielerin – da hatte sie noch kein Theater von innen gesehen. 1951 bekam die gebürtige Innsbruckerin ihr erstes Engagement in ihrer Heimatstadt. Von 1960 bis 1990 war sie am Wiener Volkstheater, von 1990 bis 1995 am Salzburg Landestheater engagiert. Seither spielt sie freischaffend und „wo immer man mich gebraucht hat!“ Das kann beim Adventsingen genauso sein, wie in Produktionen der Freien Szene oder im Schauspielhaus. Ein Auftritt von Julia Gschnitzer garantiert Tiefe. Siegbert Stronegger brachte in seiner Laudatio auf den Punkt, was Kammerschauspielerin Gschnitzer im Herz ihres Publikums bewegt: „Julia Gschnitzer bringt die Fülle des Lebens auf die Bühne, in ihren Figuren rumoren die Widersprüche und Sehnsüchte unserer Existenz. Die rätselhafte Unerschöpflichkeit ihrer Energie ist unser Glück, das Glück des Publikums. Man hat gar nicht den Wunsch, die Kraft und die Wahrhaftigkeit dieser Grande Dame des Theaters zu ergründen, weil es an der Magie ihrer Darstellungskunst ohnedies nichts herumzudeuteln gibt. Ihr Charisma ist die Gnade des besonderen Ausdrucks.“
Der Salzburgpreis des Kulturfonds ging an Klemens Renoldner, der seit 2008 das Stefan Zweig Centre in der Edmundsburg auf dem Mönchsberg leitet und zusammen mit seinem Team daraus einen „lebendigen Ort der internationalen Begegnung und einen Raum für wissenschaftliche und kulturelle Projekte“ gemacht hat. Der Förderpreis für Kunst und Kultur ging an die Filmemacher Rupert Höller und Bernhard Wenger; der Förderpreis für Wissenschaft und Forschung an die Musikwissenschaftlerin Andrea Lindmayr-Brandl; der Förderpreis für Kinder- und Jugendprojekte an das „Projekt WhyWar.at“ des Friedensbüros Salzburg.