So funktioniert Integration!
OFFENER BRIEF
04/11/15 „Flüchtlingskrise.“ Vorschläge, Forderungen, Pläne werden dieser Tage schier im Stundentakt entwickelt, präsentiert, verworfen. Vizebürgermeisterin Anja Hagenauer präsentierte ihre Vorschläge für Asyl und Integration unlängst in einem offenen Brief an Integrationsminister Sebastian Kurz.
„Wenn wir jetzt richtig agieren und gemeinsam die passenden Schritte setzen, die Menschen richtig integrieren, dann ist das eine strukturelle Chance für die Stadt. Viele der jetzt Asylsuchenden sind gut ausgebildet und wollen einen wertvollen Beitrag für unsere Wirtschaft leisten. Unsere Aufgabe ist es diese Leute schnell und direkt fit für den Arbeitsmarkt zu machen. Nicht zuzuschauen, sondern aktiv eingreifen und gestalten! Das ist meine Devise“, so die Vizebürgermeisterin.
Die Stadt Salzburg blicke auf viele erfolgreiche Integrations- und Sprachprojekte zurück und habe in den letzten Jahren einen Fokus auf den Erwerb der deutschen Sprache gelegt, so die Vizebürgermeisterin. Als ehemalige Deutschlehrerin wisse sie, „dass ohne Deutschkenntnisse keine Integration möglich ist, nicht in das Wohnumfeld und nicht am Arbeitsmarkt“. „Voraussetzung ist, dass die Asylberechtigten mitarbeiten. Wir verlangen viel von ihnen und die meisten geben auch viel! Integration ist für beide Seiten harte Arbeit“, so Hagenauer. 22 Personen haben erfolgreich die Pflichtdeutschkurse der Stadt Salzburg für Asylberechtigte absolviert und ihr Zeugnis erhalten.“
„Wir hier in der Stadt Salzburg haben mit den Deutschkursen für Asylberechtigte und dem Sprachtraining im Freiwilligennetzwerk der Diakonie sehr positive Erfahrungen gemacht“, so Hagenauer. Allein für diese beiden Projekte nahm die Stadt Salzburg heuer zusätzlich fast 140.000 Euro in die Hand. „Integrationsarbeit dann am besten funktioniert, wenn sie unmittelbar, rasch und sehr konkret, also nah an den Bedürfnissen der Menschen ist. Und Deutsch lernen ist die Basis aller Integration.“
Ein weiterer Schwerpunkt für die Stadt ist die bestmögliche Integration und Einbindung der Kinder von Asylberechtigten in den städtischen Schulen und an den Kindergärten. Das erfolgreiche Sprachprojekt „Ein Rucksack voller Lebenschancen“ setzt in der heurigen Saison einen besonderen Schwerpunkt auf diese Kinder. „Auch die Eltern müssen so schnell als möglich in diesen Prozess einbezogen werden und ihren Teil dazu beitragen.“
Viele Asylwerber kämen aus einem gänzlichen anderen Kulturkreis. „Sie wissen nicht um Regeln und Verhaltensweisen in unserem Land. Dabei kommt es immer wieder zu Ärgernissen, Konflikten und vielen Missverständnissen.“ Daher sei es unumgänglich, die Menschen über „Regeln“ in Österreich aufzuklären: „Da geht es um Pünktlichkeit, den Umgang der Geschlechter untereinander und um Sauberkeit im öffentlichen und privaten Raum.“ Dazu adaptiere die Stadt Salzburg einen „Refugee Guide“ aus Deutschland: „Dieser Leitfaden soll über die Freiwilligen-Deutschkurse vermittelt werden“, erklärt Hagenauer. Dazu gibt es Vierteljährlich einen Infoabend „Miteinander Salzburg verstehen“.
Viele erfolgreiche Projekte laufen bereits seit längerem, betont die Vizebürgermeisterin. So habe die Stadt beste Erfahrung gemacht mit der gemeinnützigen Beschäftigung von Asylwerbern in einzelnen Ämtern: „Junge Asylwerberinnen und Asylwerber kommen seit März 2013 in verschiedenen Bereichen der Stadtverwaltung zum Einsatz. Sie haben heuer bereits an der Müllbuster-Aktion zum Frühlingsputz in der Stadt mitgewirkt, arbeiten in der Hauswirtschaft und der Gartenbetreuung der Seniorenheime, bei der Straßenreinigung, haben vor dem Start der Badesaison an der Reinigung der Becken in den Freibädern mitgearbeitet, pflegen am Kommunalfriedhof und am Salzachsee die Grünanlagen und reinigen Glascontainer beim städtischen Abfall-Service.“ Soziale Einrichtungen hätten, so Hagenauer, bereits angefragt, ob die Asylwerber für Hilfstätigkeiten kurzfristig eingestellt werden könnten. Eine Ausweitung der Gemeinnützigkeit sei zu überlegen. Dreihundert Asylwerbern sei bisher eine solche Beschäftigung geboten worden.
Das alles geht nicht ohne Geld. Die Stadt Salzburg fordert vom Bund unter anderem: Mehr Personal für die schnellere Abwicklung der Asylverfahren. Verbesserungen im Betreuungsschlüssel für Asylwerber von 1:170 auf 1:85. Ein umfassendes Clearing bei der Erstaufnahmestelle mit allen Daten zur Person, die automatisch an die nachfolgenden betreuenden Organisation und Behörden weitergereicht werden. Verpflichtende Deutschkurse von mindestens 15 Stunden bereits in der Grundversorgung. Oder die bessere Integration junger Flüchtlinge in die Schule auch nach der Schulpflicht auch in Bundesschulen.
Eine Million Euro fordert Anja Hagenauer vom Bund für das Jahr 2016. „Die Kommunen stehen im Brennpunkt der Integrationsarbeit. Hier passiert die konkrete Arbeit. Gelungene Integration geht nur mit den Kommunen, am Arbeitsplatz, in der Schule und im Wohnumfeld.“, so Hagenauer. Von den 75 Millionen, die die Regierung für die Integration der Flüchtlinge geplant habe, sei kein einziger Euro für die Kommunen vorgesehen. Dagegen Hagenauer: „Hier in den Städten und Gemeinden passiert die Integration. Integration gibt es nicht umsonst. Das kostet Geld. Die Stadt gibt jährlich für konkrete Integrationsmaßnahmen über 300.000 Euro aus. Rechnet man andere Projekte dazu, die als Teilziel auch die Integration haben, dann ist es weit mehr als eine Million. Die Kommunen in dieser Situation finanziell alleine zu lassen ist nicht akzeptabel.“ (Magistrat/Büro Hagenauer/dpk-klaba)