Die jungen Triebe werden kultiviert
ODEION KULTURFORUM
29/03/12 „Wir sind dabei, im Salzburger Kulturleben anzukommen“, sagt Reinhold Tritscher über das – im Grunde immer noch „neue“ – Kulturforum Odeion: „Mit Dingen, die das überreiche Angebot in der Stadt sinnvoll ergänzen.“
Von Reinhard Kriechbaum
Der Theatermann Reinhold Tritscher, im zweiten Jahr künstlerischer Leiter des Odeion im Ortsteil Sam, ist seit je her ein begnadeter Netzwerker. Drum nimmt es nicht Wunder, wenn er jetzt ankündigt, dass das „Salzburger Sommertheater“ (in den letzten Jahren im Kleinen Theater zu Hause) künftig in das Odeion-Gartenlaubenfest integriert wird. Oder dass in der Vokalreihe „Es stimmt“ nach und nach jene mehr oder weniger klein besetzten Gesangsensembles, die in Salzburg aus dem Boden geschossen sind, ein gemeinsames Podium vorfinden. Natürlich ist das Odeion für Schultheater aller Art eine gute Adresse – und nicht zu vergessen aufs Theater Ecce, das auch hier seine Heimstatt gefunden hat.
16.000 Gäste zählte man 2011 im Haus, berichtete bei einem Pressegespräch am Donnerstag (29.3.) Odeion-Geschäftsführer Manfred Bauer. Damit sei man zufrieden. Für heuer ist ein Budget von 750.000 Euro budgetiert, mit sieben fest angestellten Mitarbeitern schaukelt man ein Programm, das sich aus eigenen Initiativen, den Theateraufführungen und Konzerten der Rudolf-Steiner-Schule und Vermietungen zusammensetzt. Für das eigene künstlerische Programm stehen 85.000 Euro zur Verfügung, diesen Teil vom Gesamtbudget will Manfred Bauer künftig ausgeweitet wissen. Der wichtigste Mäzen ist Daniell Porsche. Neuerdings ist das Odeion Mitglied im Dachverband Salzburger Kulturstätten.
Im Prinzip ist Reinhold Tritscher als künstlerischer Leiter derzeit damit beschäftigt, den bisher entstandenen (Wild-)Wuchs zurechtzustutzen und die keimenden Triebe so aufzufädeln, dass alles in eine vernünftige Richtung wächst. Sprich: Das „GartenLaubenFest“ im Juni, das im vorigen Jahr viel Anklang gefunden hat, wird weiter aufgewertet, indem dort Theaterachse und Theater Ecce einen Schulterschluss in Sachen Sommertheater eingehen. Freilunftkino, viel Musik, Nouveau Cirque und vollbiologische Gastronomie ergänzen das GartenLaubenFest (von 5. Bis 28. Juli).
Die Vokalreihe „Es stimmt“ ist schon gut eingeführt und geht weiter, mit einer Palette von „StimmLos bis Salto Vocale; von der Klangscala bis zu Anima e Passione. Das ist ein starker und nachhaltiger Programmakzent im Odeion. Reinhold Tritscher betont, wie wichtig es ihm ist, Kultur nicht bloß zu vervielfachen, sondern tatsächlich neue Nischen zu besetzen.
Die Konzerte werden zu einer Reihe „Kammerklang +“ gebündelt. Als künstlerischen Berater und Moderator wurde der Salzburger Musikpublizist Gottfried Franz Kasparek gewonnen. „Sounds of Salzburg“, ein zweitägiges Jazz-Festival, soll bei seiner zweiten Auflage im März 2013 noch ein stärkeres Profil bekommen.
Das Jugendtheater nutzt den Raum gerne. So wird – ein Beispiel nur – die Musikhauptschule Maxglan das Musical „Line 1“ zeigen. Das große Schulprojekt, das im Vorjahr unter dem Titel „Patchwork“ Motive aus „Romeo und Julia“ ins Heute rückte, wird fortgesetzt. Mit einem Bochumer Gastspiel – „Platonov“ von Tschechow – will Reinhold Tritscher vor allem Multiplikatoren im Bereich Jugendtheater zeigen, was für junge Leute und mit jungen Leuten auf der Bühne möglich ist.
Theater-Kooperationen mit dem Russischen Nationaltheater Lessja Ukrainka Kiew, der Studiobühne EXTRA (München) und dem Kölner Ensemble Ali Jalaly werden fortgeführt, außerdem wird man mit der deutschen Abteilung des Nationaltheaters Radu Stanca in Sibiu (Siebenbürgen, Rumänien) zusammenarbeiten. „Solche Kooperationen sind für mich wie Frischluft schnuppern“, schwärmt Reinhold Tritscher.