„Heiliges Theater“
ROHRACHER-PREISE
16/12/10 Der Erzbischof-Rohracher-Ehrenpreis wird an Menschen vergeben, die noch mit Rohracher zusammengearbeitet haben. Nimmt man die Statuten beim Wort, so ist Prälat Johannes Neuhardt, dem diese Auszeichnung gestern, Mittwoch (15.10.), überreicht wurde, der letzte mögliche Preisträger.
Neuhardt hatte zehn Jahre lang dem letzten Fürsterzbischof als Domzeremoniär gedient. Mit dem Ehrenpreis 2010 für Verdienste um die Salzburger Kirche wird Prälat Neuhardt für sein Lebenswerk gewürdigt. „Kaum jemand ist so prädestiniert für diesen Preis wie Neuhardt“, sagte Rektor Heinrich Schmidinger in seiner Laudatio. Der Universitätsrektor wies auf die Souveränität, die „einmalige Kompetenz in Kunst und Geschichte“ und die Verbindung zwischen Tradition und Moderne hin, für die der Preisträger stehe. „Neuhardt spricht immer mit großem Zusammenhang, hat aber nichts mit Traditionalismus am Hut“, betonte Schmidinger.
Prälat Neuhardt dankte für die Ehrung mit dem Hinweis, dass die Ära Rohracher der Schlusspunkt der Salzburger Kirchengeschichte des Barock sei: „Die Liturgie des letzten Fürsterzbischofs war heiliges Theater“.
Neuhardt über Rohracher: Seine „weitschauenden, vor allem in der Frage der Ökumene auch heute noch wegweisenden Erkenntnisse beruhen in seiner tiefen Frömmigkeit und auch seiner echten Liberalität. Er war nie ein Eiferer oder ein fanatischer Kleingeist.“ Rohrachers Verhältnis zu römischen Behörden sei, bei aller Loyalität, eher distanziert gewesen, erinnert sich Neuhardt, der die Lauterkeit dieser Persönlichkeit hervorhebt: „Er bot keiner Klatschpresse Anlass zum Gespött. Der Denunzianten hätte es ja genug gegeben. Wenn er auf das falsche Pferd gesetzt hat, so hat es meist lange gebraucht, bis er davon ließ. Im Umgang mit seinen Mitarbeitern war er stets von äußerster Korrektheit, eine Parteienbildung oder gar eine ‚Liebkindwirtschaft‘ wäre gänzlich undenkbar gewesen.“
In der Feier im Bildungshaus St. Virgil wurde auch das soeben im Pustet Verlag erschienene Buch „Erzbischof Andreas Rohracher. Krieg - Wiederaufbau – Konzil“ vorgestellt. Bis heute existiert keine umfassende Arbeit über Leben und Wirken dieses im vergangenen Jahrhundert enorm einflussreichen, bekannten und verehrten Salzburger Erzbischofs, so dass dieser Publikation wohl ein hoher Stellenwert für die Betrachtung der jüngeren Salzburger Zeit- und Kirchengeschichte zukommt.
Der Erzbischof-Rohracher-Studienfonds vergibt alle drei Jahre den mit insgesamt 6.000 Euro dotierten Förderungspreis für bemerkenswerte und thematisch mit der Erzdiözese Salzburg in Verbindung stehende wissenschaftliche Arbeiten. Zwei Erste Preise wurden diesmal vergeben: Johannes Hamm, Zisterzienser von Heiligenkreuz, wurde für seine Disseration „Barocke Altartabernakel in Süddeutschland“ ausgezeichnet. Adolf Hahnl, Rudolf und Hannelore Angermüller erhielten den Förderpreis für die Publikation „Abt Dominikus Hagenauer von St. Peter in Salzburg“. Den dritten Platz teilen sich der Tamsweger Christian Blinzer, die Lienzerin Elisabeth Lobenwein und die Salzburgerin Christine Mettler. (EDP/dpk-krie)