Kunst verbindet – sie darf und muss deshalb etwas kosten
KULTURPOLITIK / LANDES-AUSZEICHNUNGEN
09/12/10 Seit einigen Jahren schon werden die Landes-Auszeichnungen für Kunst und Kultur in einer Feier „en bloc“ vergeben. Am Dienstag (7.12.) war es in der Salzburger Residenz wieder einmal so weit.
Kunst sei auch eine Antwort auf den "Terrorismus", denn kultureller Dialog und kultureller Austausch seien ideale Präventivwaffen gegen den Fanatismus, sagte Kulturreferent LHStv. David Brenner bei diesem Festakt. "Internationale Zusammenarbeit über Staatsgrenzen hinweg, vorbei an historischen, strukturellen oder religiösen Bruchlinien, ist unendlich schwierig, mühsam und manchmal – leider – fast unmöglich. Gäbe es da nicht eine historische, Jahrtausende alte Ausnahme: Die Kunst! Dort, wo am Verhandlungstisch bei Monsterkonferenzen der Berg dann doch nur eine Maus hervorbringt, dort war und ist Kunst oft um Lichtjahre voraus.“
Kriege und bewaffnete Auseinandersetzungen seien für die Kunst zwar ein Hindernis, aber alles andere als unüberwindlich. Ein besonders gutes Beispiel dafür sei Daniel Barenboim mit seinem West Eastern Divan Orchestra oder auch die Zeit der Renaissance, als Europa in Kriegen versunken war, die Kunst aber das Bild von Menschen veränderte und die Naturwissenschaft nachhaltig beeinflusste. Kunst sei stets ein Träger des Austausches gewesen und habe Verbindungen hergestellt, so Brenner.
Kunst sei Wegbereiter für Toleranz und Respekt, aber nicht immer angenehm. Das sei auch nicht die Aufgabe der Kunst, „auch wenn sich das manche so vorstellen“. Sie erschließe sich nicht immer automatisch, sie fordere uns und fordere zu Recht auch die Politik. Daraus ergeben sich auch die Aufgaben für ihn als Kulturpolitiker, folgerte der oberste Kulturpolitiker des Landes. "Kulturpolitik heißt nicht ex cathedra zu verkünden, was zu sein hat, sondern Dinge entstehen zu lassen. Kulturpolitik heißt für mich: Position beziehen, eine Meinung zu haben aber nicht zu verengen. Kunst kommt aus der Gesellschaft, von den Menschen, nicht aus dem Staat und seinen Institutionen. Kulturpolitik bedeutet deshalb auch, sich zu beschränken und Raum zu geben für das, was auch Aufgabe der Kunst ist: Den Widerspruch zum Bestehenden zu formulieren. Kulturpolitik heißt, die Türen offen zu halten für Neues, Ungewohntes, Ungehörtes, Ungesehenes und manchmal auch Un-Erhörtes. Preise wie jene, die heute verliehen werden, sind dabei ein Instrument zur Beweisführung."
Kunst brauche stabile Rahmenbedingungen, sie müsse sich „nicht im ökonomischen Sinn rechnen, sie rechnet sich gesellschaftlich“. Daraus leite sich das Bekenntnis zur öffentlichen Kulturförderung ab. Die Förderung von Kultur sei eine zentrale politische Aufgabe, und natürlich müsse dafür auch Geld zu Verfügung stehen, auch, wenn die Fieberkurven der Wirtschaft einmal kräftig nach unten ausschlagen. "Und genau deshalb haben wir in Salzburg auch die Kulturförderung stabil gehalten und keine Kürzungen vorgenommen. Und wir haben noch mehr getan: nämlich einen guten Teil der Förderzusagen auf zwei Jahre verlängert, um den Kulturschaffenden Planungssicherheit zu geben und ihnen finanziellen Rückhalt zu verschaffen", so Brenner.