Wie es im Buche steht und wirklich gebaut wird
ARCHITEKTURTAGE 2010
26/05/10 Alle zwei Jahre machen die Architekten mobil. Zum fünften Mal also finden am Freitag (28.5.) und Samstag (29.5.) österreichweit Architekturtage statt. In Salzburg werden – neben vielen anderen Dingen - sieben Touren durch Stadt und Land angeboten.
Von Reinhard Kriechbaum
Vielleicht wünscht sich ja mancher aufmerksame Betrachter Gedanken-Gebäude lieber als das, was einem real gebaut gelegentlich so unterkommt. Diesmal kann man sich aber tatsächlich „Architektur, wie sie im Buche steht“ zu Gemüte führen. Aus München hat man nämlich Architekturmodelle ausgeborgt, rein fiktive Dinge, wie sie sich Autoren ausgedacht und wortreich beschrieben haben. Ein kegelförmiges Gebilde beruht auf Thomas Bernhards „Korrektur“, und auch das Rosenhaus aus Adalbert Stifters „Nachsommer“ hat seine maßstabgetreue Umsetzung vom Dichter-Gedanken zu Karton gefunden. (Vernissage am Donnerstag, 27.5., im Ausstellungsraum der Initiative Architektur im Künstlerhaus).
Eine ganz andere Idee, die mit jungen Leuten in Lehen umgesetzt wird, verfolgen die Quirrellkids, die sich eigentlich mit der Vermittlung naturwissenschaftlicher Phänomene an junge Menschen befassen. Beim „Giant-Sequencer“ soll es um die Live-Steuerung von Musik durch das Raumerlebnis gehen. In 34 Metern Höhe wird über dem Rasen des einstigen Lehener Fußbalolstadions, also in der Neuen Mitte Lehen, eine Videokamera positioniert. Sie zeichnet auf, wie junge Menschen im „Rasenparterre“ mit Bausteinen und Symbolen hantieren. Bewegung im Raum, sprich mehr oder weniger planvolle Choreographie, wird dann per Computerprogramm in Töne umgesetzt. Was sich auf dem 10 mal 30 Meter großen „Spielfeld“ tut, ergibt also eine Klangwolke – und die wird zwischen 15 und 15.30 Uhr sogar von der Radiofabrik ausgestrahlt. Kinder zwischen zehn und vierzehn Jahren sind speziell angesprochen.
Studenten der Universität Mozarteum werden nicht nur in der Schau „Architektur wie sie im Buche steht“ (in einer Matinee am 29. Mai um 11 Uhr) aktiv werden. In Sachen Architektur melden sich nämlich auch die Bühnenbildstudenten zu Wort. „Man vergisst leicht, dass es uns gibt“, sagt ihr Professor Herbert Kapplmüller. Seine Studierenden laden also in ihre Ateliers ein, und sie haben von den Dependancen der Universität Architekturmodelle in Guckkasten-Perspektive gebastelt.
Einige Gebäude sind anlässlich der Architekturtage geöffnet, beispielsweise die Passivwohnanlage im Samer Mösl, die immerhin für den Staatspreis für Architektur und Nachhaltigkeit nominiert ist.
Aber was die Literaturtage natürlich besonders attraktiv macht, sind die geführten Spaziergänge und Rundfahrten. Da ist das Bauen in der Altstadt („Neues in der Fürstenstadt“) ebenso ein Thema wie eine „Traumhaustour“ oder die „Wohn-Landschaft Salzburg Süd“.
Einige Schulen haben sich ums Jugendprogramm verdient gemacht. Im Land lädt man zu Architekturlounges, etwa im Nexus Saalfelden oder im Kindergarten Sighartstein (Neumarkt am Wallersee). Eine Reihe von Busexkursionen führen bis in den Pinzgau.