Jagdrausch
GLOSSE
Von Werner Thuswaldner
24/04/13 Josef Pröll stand einige Zeit an der Spitze der ÖVP, und er war Vizekanzler. Seiner Gesundheit war dies nicht zuträglich, daher ließ er es bleiben. Aber der Mann ist nun einmal für Führungsaufgaben geboren. Heute ist er der oberste der Jäger in Niederösterreich. Er ist Landesjägermeister.
Auch keine einfache Aufgabe. Dieser Tage saßen die niederösterreichischen Jäger beisammen. Sie scheuten sich nicht über einen Makel zu sprechen, über einen Vorfall, bei dem einer aus ihren Reihen einen Treiber tot geschossen hat.
Es ist bekannt, dass Jäger bei der Ausübung ihrer Tätigkeit in einen Gemütszustand der besonderen Art geraten. Man spricht von „Jagdfieber“, sogar von „Jagdrausch“. Auf den Todesschützen scheint dies in doppeltem Sinn zugetroffen haben: Der Mann war betrunken.
Was unternimmt Pröll, um den angeschlagenen Ruf der Jägerschaft zu rehabilitieren? Das Stichwort heißt „Schulung“. Die Jäger müssen lernen zu unterscheiden: Das ist ein Hase, das ist ein Rebhuhn, das ist ein Hirsch und das ist ein Mensch.
Mit Nachdruck muss auf die unverzichtbare, uneigennützige Leistung der Jäger im Dienst der Allgemeinheit hingewiesen werden. Ohne sie würde im Wald das reine Chaos herrschen. Der Kampf gegen Vorurteile gegen die Jäger muss fortgesetzt und es muss weiter nach Argumenten gesucht werden, die helfen könnten Ferdinand Raimund zu widerlegen: „’S gibt nichts Dümmeres als die Jagd.“