asdf
 

Schnitzeljagd zur klassischen Moderne

KOMMENTAR / BIENNALE

altVon Heidemarie Klabacher

27/03/10 Den Almanach bedient man nach vier Wochen, am letzten Tag des Festivals, schon recht routiniert. Themenblöcke statt Überblick machen die Sache mühsam. Der schmale chronologische Hauptprospekt leistete Orientierungshilfe. Selbst die vier farblich abgestimmten Fan-Karten mit den „Hauptkonzerten der Hauptblöcke“ hat man bis zuletzt zu Rate gezogen. Die Überzahl an Marketingmitteln hätte den Veranstaltern zu denken geben müssen.

Studium und Exegese komplexer Programmstrukturen statt lustvollem Blättern und Auswählen? Selbst als Biennale-Routinier (berufsbedingt) suchte man etwa das Konzert zum Kompositionswettbewerb des Mozarteums am Donnerstag (24.3.) im Almanach lange vergeblich: Zwischen alle „Blöcke“ gefallen, wurde es als „Klötzchen“ ganz hinten angehängt. Weil es halt – in Gottes Namen – irgendwo hat stehen müssen? Aber sogar mitten im Brennpunkt - „Zoom“ Cerha oder Schnebel – wurden dem Festivalgast Schnitzeljagden zwischen Konzertüberblick und Werkeinführungen ausgerichtet.

Das wäre weiter nicht erwähnenswert, spiegelte dieser Almanach mit seinen teils brillanten Texten nicht zugleich das strukturelle Defizit dieser „Biennale“. Das von Heike Hoffmann ambitioniert programmierte Festival ist einem über die vier März-Wochenenden quasi zwischen den Fingern zerronnen. Spannende Momente, aber keine Geschichten.

Viele Komponisten interessieren sich derzeit für den Stummfilm. Das hat man vorher auch schon gewusst. Die kostbare Streichquartett-Schiene, die schönste Perle im Diadem, wurde auf 11- und 22-Uhr-Termine verbannt. Die Musiktheater-Schiene, die auf den prominenten 19.30 Uhr-Terminen lief, war gut gemeint, brachte auch nette Begegnungen mit alten Hüten. Unbenommen spannend die Begegnungen mit Gielen, Cerha, Schnebel und Kessler, Klassikern der Gegenwart. Die „Zweite Wiener Klassik“ ist von prominenten Künstlern einmal mehr als bleibend bestätigt worden.

Für die überschaubare, aber treue lokale Salzburger Fangemeinschaft der Zeitgenössischen Musik war die Verteilung auf die vier März-Wochenenden ganz gut zu bewältigen und sie kam fleißig. Von der vorab beschworenen Außenwirkung der Biennale war freilich nicht viel zu spüren. Dabei wollte man ja mit diesem Festival der Stadt Salzburg – neben ihrem Weltruf als Festspiel- und Mozartwochen-Stadt – ein weiteres Image als Heimstadt der Moderne verpassen.

Aber die internationale Breitenwirkung des rein musikalischen Programmes scheint sich in Grenzen gehalten zu haben: All zu viele Gesichter im Publikum sind lieb vertraut gewesen. Nett für uns alle. Aber der Anspruch, mit dem man angetreten war, war ein anderer.

Eine Million Euro betrage das Gesamtbudget hieß es vor einem Monat bei der Pressekonferenz zur Biennale-Eröffnung. Auf die Frage nach den Vorverkaufszahlen hat man damals zurückhaltend reagiert, das versprochene Mail an die Redaktionen mit den nachgereichten Zahlen ist nie angekommen und selbst heute Sonntag (27.3.) am letzten Festivaltag war Heike Hoffmann auch auf Nachfrage kein Sterbenswörtchen dazu zu entlocken.

 

DrehPunktKultur - Die Salzburger Kulturzeitung im Internet ©2014