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Midlife-Crisis mit Stil

FILMKRITIK / HORS-SAISON / ZWISCHEN UNS DAS LEBEN

28/05/24 Der deutsche Verleihtitel Zwischen uns das Leben ist wieder einmal unglücklich gewählt. Der Originaltitel Hors-Saison trifft viel besser, worum es dem französischen Regisseur Stephane Brizé in seinem neuen Film geht.

Von Andreas Öttl

Der melancholische Liebesfilm evoziert ein Gefühl, das vielen, die mit dem Älterwerden hadern, bekannt vorkommen wird: Das Gefühl, den Sommer des Lebens hinter sich, Chancen verpasst und die Leichtigkeit verloren zu haben.

Mathieu (Guillaume Canet), ein bekannter Pariser Schauspieler um die Fünfzig, kämpft mit einer Midlife-Crisis. Um Abstand zu gewinnen, reist er an die Nordwestküste Frankreichs, wo er sich in ein Wellnesshotel in einem verlassenen Erholungsort einquartiert. Ganz in der Nähe lebt auch Klavierlehrerin Alice (Alba Rohrwacher) mit ihrem Mann und der gemeinsamen Tochter.

Lange noch bevor Mathieu berühmt wurde, waren die beiden ein Paar. Nachdem sich die Anwesenheit des Schauspielers herumgesprochen hat, erhält Mathieu eine Nachricht von Alice, die er seit ihrer Trennung vor 15 Jahren nicht mehr gesehen hat.

Als es zu einem Wiedersehen zwischen den beiden kommt, erwachen alte Gefühle, die sie ihre eigenen Lebens- und Liebesentscheidungen überdenken lassen.

Der Wahl des Schauplatzes – die raue bretonische Küste in der Nebensaison – ist grundsätzlich ein stimmiger, wenn auch etwas offensichtlicher für die Gefühlswelt des Protagonisten. Leider macht Stephane Brizé nicht genug daraus.

Die in blassblauen Tönen gehaltenen Bilder von absurd anmutenden Behandlungen in einem sterilen Wellness-Tempel und von einsamen Spaziergängen am bewölkten, windigen Strand verbunden mit einer sehr bedächtigen Erzählung sind zu uninspiriert, um das Thema auf eine originelle und filmisch spannende Weise zu betrachten. Gleiches gilt für die eher banale klavierlastige Musik, die in ähnlicher Form schon viele andere bürgerliche französische Filme begleitet hat.

Die gute Chemie zwischen dem überzeugenden Hauptdarsteller Guillaume Canet und der wunderbaren Alba Rohrwacher sorgt dafür, dass der Film zumindest auf dieser – für Filme dieser Art sehr wichtigen – Ebene funktioniert. Die Szenen, in denen die beiden nach und nach mit ihrer gemeinsamen Vergangenheit und den Folgen ihrer Entscheidungen konfrontiert werden, sind die stärksten des Films. Es ist dem nuancenreichen Spiel der beiden zu verdanken, dass es eine berührende Erfahrung ist, als Zuseher diesen beiden verlorenen Seelen nahe zu kommen. In diesen Momenten kommt durchaus auch eine gewisse – durch die Bezüge zur Filmbranche möglicherweise autobiographisch geprägte – Sensibilität des Regisseurs für die Lebenssituationen seiner Charaktere zum Ausdruck.

Den Film aber, wie es der Pressetext des Filmverleihs macht, in die Tradition thematisch verwandter Ausnahmefilme wie Richard Linklaters Before Trilogie oder Celine Songs Past Lives einzureihen ist ein allzu kühnes Versprechen, das Hors-Saison nicht einlösen kann.

Bilder: www.alamodefilm.de

 

 

 

 

 

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