Auftakt mit Sternstunde
SOMMERSZENE 2013
14/05/13 „You are here“ ist das Motto der Sommerszene 2013. Das Festival wird erstmals von der neuen Szene-Intendantin Angela Glechner verantwortet. Die siebzehn Projekte an den elf Tagen von 3. bis 13. Juli – darunter sieben Österreichpremieren und sechs für die Sommerszene konzipierte Arbeiten – sollen gesellschaftspolitische Themen und zeitgenössische Ästhetiken in den Blick nehmen.
Von Heidemarie Klabacher
Eröffnet werde die Sommerszene 2013 mit einer Sternstunde des Tanztheaters, sagte Angela Glechner heute Dienstag (14.5.) bei der Programmpräsentation in den Kavernen: Der französische Choreograph Boris Charmatz kommt mit seiner vielfach ausgezeichneten Produktion „enfant“ mit zehn Kindern, neun erwachsenen Tänzern und einem Dudelsackspieler ins republic. Erzählt wird eine Geschichte vom Aufbegehren manipulierter Kinder, die die Verhaltensweisen der Erwachsenen zu imitieren beginnen und gnadenlosen Kampf um die Vorherrschaft als Sieger hervorgehen. Der Choreograph Boris Charmatz beeinflusse die Diskurse des zeitgenössischen Tanzes, um sie selber zu unterlaufen, sagte Angela Glechner. Charmatz war mit der Produktion „herses“ im Rahmen der Dialoge der Stiftung Mozarteum – aber interessanterweise bisher nie bei der Sommerszene - in Salzburg zu erleben.
Sie habe der ersten von ihr programmierten Sommerszene bewusst kein programmatisches Leitmotiv vorangestellt, sagte Angela Glechner. Vielmehr wolle sie das Spektrum der zeitgenössischen Bühnenkunst in ihrer Vielfalt zeigen. Die Szene war und ist „kein reines Tanzfestival“: Es gehe ihr um die Mischung, und nicht darum, „Tanz“ und „Theater“ voneinander abzugrenzen oder einander gegenüberzustellen, betonte Glechner. Daher spreche sie auch lieber von „performing arts“ und von zeitgenössischem Bühnengeschehen in vielen Ausprägungen.
Außer dem Kollektiv „Superamas“, der Choreografin Mette Ingvartsen und dem japanischen Performer Michikazu Matsune sei noch keiner der internationalen Künstler bei der Sommerszene zu Gast gewesen, so Angela Glechner.
Zwischen Renaissance-Fresko, Bauchtanz und Nahostkonflikt wird das österreichisch-französische Kollektiv Superamas seine aktuelle Produktion „Theatre“ ansiedeln. Die dänische Choreographin Mette Ingvartsen hat zuletzt 2011 mit ihrer Installation „The Light Forest“ den Kapuzinerberg bespielt. Heuer werde sie mit sieben Akteuren und silbernem Konfetti in der Produktion „The Artificial Nature Project“ das republic verzaubern und dann doch in die Apokalypse stürzen.
Mit dem Franzosen François Chaignaud und der Argentinierin Cecilia Bengolea seien zwei Shootingstars der internationalen Tanzszene zu Gast in Salzburg, enfants terribles, „die die Grenzen des guten Geschmackes immer wieder gekonnt überschreiten". Sie bringen ihre Prodkution „altered natives’ Say Yes to Another Excess — TWERK“.
Gehen als eine der selbstverständlichsten Bewegungen des Menschen ist Thema in der Produktion „On Foot. A Pedestrian Romance“, das der deutsche Tänzer Martin Nachbar gemeinsam mit Bodhi Project, der Performancetruppe des SEAD, realisiert hat.
Ebenfalls eine Österreich-Premiere ist die Performance „In Common“ der gebürtigen Kroatin Ivana Müller, in der die Verantwortung der Zuschauer fast so große sein wird, wie die der Künstler, sagt Angela Glechner.
Darauf, dass Nadja Hjortons Stück „Radio dance“ eine Abschlussarbeit für die Uni war, würde man angesichts der überragenden Qualität nicht kommen. Die junge schwedische Tänzerin lädt zu einer Zeitreise in ihre Heimat ein. Der in Großbritannien geborene Schauspieler, Regisseur und Filmemacher Phil Hayes, die spanische Künstlerin Maria Jerez und der österreichische Performer und Regisseur Thomas Kasebacher gehen in ihrer Performance „Legends & Rumours“ der Frage nach, wie ein triviales Thema Kultstatus bekommt.
Produktionen, die den Stadtraum bespielen wird es ebenfalls gegeben. Willi Dorner wird mit seiner Intervention „bodies in urban spaces“ mit zwanzig Akteure einen choreographierten Skulpturen-Parcours vom Platzl bis zum Inge Morath-Platz gestalten. Neue Blickwinkel auf die Stadt bieten auch drei für die Sommerszene konzipierte Arbeiten, die sich um das Thema „Picknick“ drehen: Zum „Picnic with Old Masters“ in der Residenzgalerie Salzburg lädt der in Wien lebende japanische Künstler Michikazu Matsune gemeinsam mit Tänzern von SEAD. Für „The green garden“ gehen Laia Fabre und Thomas Kasebacher nach Lehen und nehmen dort das Thema „Themenpark“ auf’s Korn. Die steirischen Rabtaldirndln laden in „Picknick mit Erscheinung“ zu einer performativen Prozession auf den Kapuzinerberg.
Während des gesamten Festivals sind vier Projekte zu sehen, „die an der Schnittstelle zwischen Tanz, Theater, Film und bildender Kunst angesiedelt sind“, so Angela Glechner: die Video- und Soundinstallation „The End“ des Isländers Ragnar Kjartansson; die Installation „Alle ins Gold“ auf dem Vorplatz des republic von Barbara Musik; die Trickfilmproduktion „you are here“ von Andrea Maurer und Thomas Brandstätter sowie und die Bilderstrecke „Salzburgization“ des jungen Künstlerkollektivs ONORTHODOX auf dem Makartsteg.
Der Abschluss der heurigen Sommerszene wird mit der Wiener Band Allen Alexis und dem südenglischen DJ-Duo Elijah & Skilliam gefeiert. Julius Deutschbauer wird mit seiner „Besentanzdisco“ für den Kehraus sorgen.